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Die heilige Mörderpuppe

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Die heilige Mörderpuppe

24. Dezember – Pflichtveranstaltung Krippenspiel. Hatte ich mich schon im vorigen Jahr bis zur Übelkeit geärgert, da ich von der Empore aus einen Teeangerbesucher erblickte, der während der Predigt „Temple Run“ spielte, schleppte mich ich dieses Jahr mit schlimmen Vorahnungen ins heilige Gemäuer. Drei von drei Kinder waren am Schauspiel beteiligt – beste Voraussetzung, in die Kirchgeschichtsschreibung mit „Das Jahr, in dem…“ einzugehen.

Da standen sie nun alle drei vorn – von 300 Augen beäugt, die sich schon etwas Action für ihre Kollekte erwarteten, weil schon im letzten Jahr diese auffälligen Kinder da waren und dann….

Es begann ganz unauffällig, vom gewohnten Popeln und Pokratzen der Söhne abgesehen. Ich wähnte mich schon in Sicherheit, als das (lange!) Abschlußlied der Kinder angestimmt wurde. Um alle Eltern rührselig zu stimmen, wurden das Saallicht gelöscht und den Kindern Knicklichter in die Hände gegeben. Während alle anderen Gören ihre Lichter brav schwenkten, zerbiss Sohn 1 sein Licht und schmierte sich den Inhalt ins Auge. Die fluozierende Flüssigkeit ließ eine Gesichthälfte im Dunkel leuchten, so dass er aussah wie das Phantom der Oper. Abgesehen davon brannte das Zeug wie verrückt und er boxte sich brüllend den Weg von vorn durch die rappelvolle Kirche zu den rettenden Eltern frei. Diese wollten in dem Moment nicht unbedingt seine Eltern sein. Sohn 2 brüllte und boxte aus Solidarität mit.  Die folgenden 10 min sind meiner überlebensnotwendigen Kinderamnesie zum Opfer gefallen.

Als wir zum Ende der Veranstaltung unsere Tochter holten, berichtete diese vom tollen, so gar nicht langweiligen Krippenspiel in diesem Jahr. Die Aktion ihrer Brüder konnte sie nicht meinen – dazu war sie zu abgehärtet. Als ich nach dem Grund fragte, antwortete sie stolz: „Ich hab die ganze Zeit unter dem Altar mit Joseph und dem Babyjesus „Chucky die Mörderpuppe“ gespielt.“

Immer noch rot

Neja

* Pädagogischer Hinweis: Die Tochter kennt weder die Figur, geschweige denn den Film von Chucky. Das muss der Einfluss dieses Joseph sein. Tzz..

Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie lachend oder weinend verbringt.

Aus Japan

Zuviel Kinderei

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Zuviel Kinderei

Feiertage – Zeit, Daueressen, zuviel Medien glotzen und die ständige Präzens aller Familienmitglieder. Hab ich mir zwar gewünscht, nun war es mir doch zuviel. Der Mann schlug einen Spaziergang im Dunkeln vor. Die Kinder nahmen den Hund und Taschenlampen mit. Gut gedacht, dachte ich. Die ersten 10 min konnte ich das Draußensein genießen, dann begann die natürliche Abfolge variabler kleinen Katastrophen, die immer (wirklich immer!) eintreten, wenn alle fünf Familienmitglieder zusammen sind. Diesmal stolperten die Eltern in die Kinderfersen, diese verfingen sich in der Hundeleine und zerbrüllten zartes Entengequake. Zu allem Überfluss begann der Nachwuchs in Erwartung des versprochenen Kinobesuches mit den Taschenlampen Lichtschwertkämpfe auszutragen und blendeten dabei oft unsere Augen. Mir wurde schnell schwindlig und der Ärger wuchs wie die Lautstärke der Kinder. Ich kehrte alleine um und genoß die 10 Minuten Rückweg; machte gar noch einen Umweg, um das Gefühl von Dunkelheit und Ruhe auszukosten. Allein im absolut stillen Haus, mit der Wärme des Kachelofens, dem Restduft des Mittagessens und dem Glitzen des Geschenkpapiers, vermisste ich sie schon wieder.

Ich kann nicht mit und nicht ohne sie.

 

Gib den Füßen Ruhe, aber auch dem Herzen.

Aus Nigeria