Archiv für den Monat Dezember 2015

Der doch nicht FSK-Hasspost

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Der doch nicht FSK-Hasspost

Da wollte ich doch so einen richtigen schönen Hasspost über die FSK schreiben und noch ein bisschen über die Geldgier des örtlichen Kinobetreibers wettern. Zum Glück habe ich in alter Journalismusmanier vorher noch ein bisschen recherchiert und muss nun kleinlaut gestehen, dass mich meine mütterliche Wut gepaart mit Halbwissen fast an den Rand des Peinlichkeitsabgrundes gebracht hätten.

Folgendes trug sich zu: die Söhne sahen den neuen Star Wars Film (der im Übrigen “ endkrass“ ist und sie sind die Experten). Die Söhne sind elf einhalb (wirklich!) und gingen natürlich mit ihrem Personensorgeberechtigten ins Kino, der sie im Fall des Falles pädagogisch sensibel auffangen sollte. Der Fall trat ein – es war der Trailer des neuen de Caprio „The Revenant“ (FSK 16). Auch dieser Film soll gut sein – der Trailer war es nicht, was der Sorgeberechtigte bestätigte. Die Jungs waren so verstört, dass sie sich gar nicht mehr auf den Hauptfilm konzentrieren konnten. Zuhause erzählten sie nur von der Vorschau, in der ein Mensch vom Bären zerfetzt, ein Kind erschlagen wird und sich jemand aus einem Grab buddelt. Alptträume in den nächsten Nächten inklusive. Mein Mutterherz bebte und ich kombinierte: Hauptfilm ab 12 Jahre, Vorstellung um 20 Uhr – der Kinobetreiber will mit dem blutrünstigen Trailer älteres Publikum anlocken. Ist aber (zum Glück) nicht so.

Denn meine Recherche ergab:

  1. Film und Trailer bekommen eine seperate FSK- Einstufung, die sich oft unterscheidet.
  2. Zu „The Revenant“ gibt es 13 (!) unterschiedliche Trailer.
  3. Alle diese Trailer sind mit FSK 12 eingestuft.
  4. Der Kinobetreiber hat alles richtig gemacht.
  5. Ich bin wahrscheinlich zu weich.

Ich sattelte mein Pferd also wieder ab, löschte die Fackel und zerriss das Protestschreiben.

Mit entschuldigenden Grüßen nach Wiesbaden

Neja

 Es ist dumm, sich über die Welt zu ärgern. Es kümmert sie nicht.

Marc Aurel

 

Glückliche Hühner

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Glückliche Hühner

Der Spaziergang führte mich wie so oft an einem sehr kargen Hühnerauslauf vorbei. Das Federvieh ist  ein Fall für den Tierschutz- zerrupft und unterernährt. Der Boden ist nur mit zigfach durchwühlter trockener/schlammiger Erde bedeckt, in der schon lange kein Wurm oder Käfer mehr lebt. Die  Kämme der Tiere hängen runter und sie drängen sich vor ein Loch, aus dem wahrscheinlich ab und zu Abfälle gefüttert werden. Trotzdem geht es ihnen immer noch viel besser als vielen Millionen Artgenossen in den Legebatterien. Alles ist grau – der Boden, die Hühner, meine Stimmung.Was tun? Beim Halter klingeln? So wie das Gehöft aussieht, geht es ihm nicht besser als seinen Viechern. Täglich heimlich füttern? Ein Loch in den Zaun schneiden, auf dass sich der Fuchs freut? So war das mit den freilaufenden Hühnern wohl nicht gemeint.

Sobald jemand vorbeikommt, rennen die Tiere aufgeregt an den Zaun, in der Hoffnung, dass doch mal etwas Grünes herüberfliegt. Heute tat ich ihnen den Gefallen und rupfte vom Weg ein paar nasse Grasbüschel. Die älteren Hühner stürzten sich schnell und (wie mir schien freudig) gackernd auf das Grünzeug. Die Junghühner peilten die Lage nicht so schnell und kamen zu spät. Also noch dreimal gerupft und dann freudig nach Hause marschiert.

Hühnerlady Neja

*Die Hühner auf dem Bild sind wirklich glücklich.

Große Dinge zerfallen in Kleine. Kleine zerbröseln in Staub.

Aus Japan

Schwarzer Hund

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Ein gutes und wichtiges Video. Teilt es, wenn ihr den Eindruck habt, jemand könnte es brauchen. Vier Millionen Deutsche leidet an einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Depression, die wenigsten können den Begriff für ihre Stimmung benennen.

Mein Hund ist nicht groß und schwarz, sondern klein und grau. Im Moment ist er ganz lieb (will nicht mal spielen) und folgsam. Dem Befehl: „Ab in die Hütte. Jetzt sind Feiertage, wir haben Zeit und Muße. Kein Grund für dich, zu knurren und sich aufzuplustern.“, kommt er gehorsam nach. Manchmal hat er Wachstumsschübe und frisst unentwegt an mir. Besonders gut schmecken ihm Erschöpfung, Sinnesüberreizung, Zeitdruck und kleine böse Geschichten wie diese hier. Dann kommt er aus seiner Hütte in meinen Kopf und mein Herz. Zum Abnehmen muss er viel wandern, ab 5 km schrumpft er.  Er ist wasserscheu- ein langes Vollbad im leeren Haus vertreibt ihn für ein paar Stunden. Zeit haben und lange aus dem Fenster oder in eine Kerze zu starren ist ihm zu langweilig, da rennt er woanders hin und kommt erst ein paar Tage später wieder. Einfach nur sein – nicht reagieren und reden müssen, dass ist nichts für ihn. Er will kläffen und wichtig tun.

Wenn ich ihn aber anschaue, wahrnehme und manchmal sogar streichle, wird er ganz klein, fast unsichtbar und ich vergesse, dass man Haustiere auf Lebenszeit besitzt.

Neja

Aus Respekt vor dem echten schwarzen großen Hund, der sich von diesem Betrag diskriminiert fühlt;  hier ein Foto.

SAMSUNG

 Die verstehen sehr wenig, die nur verstehen, was sich erklären lässt.

Marie von Ebner-Eschenbach

Die heilige Mörderpuppe

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Die heilige Mörderpuppe

24. Dezember – Pflichtveranstaltung Krippenspiel. Hatte ich mich schon im vorigen Jahr bis zur Übelkeit geärgert, da ich von der Empore aus einen Teeangerbesucher erblickte, der während der Predigt „Temple Run“ spielte, schleppte mich ich dieses Jahr mit schlimmen Vorahnungen ins heilige Gemäuer. Drei von drei Kinder waren am Schauspiel beteiligt – beste Voraussetzung, in die Kirchgeschichtsschreibung mit „Das Jahr, in dem…“ einzugehen.

Da standen sie nun alle drei vorn – von 300 Augen beäugt, die sich schon etwas Action für ihre Kollekte erwarteten, weil schon im letzten Jahr diese auffälligen Kinder da waren und dann….

Es begann ganz unauffällig, vom gewohnten Popeln und Pokratzen der Söhne abgesehen. Ich wähnte mich schon in Sicherheit, als das (lange!) Abschlußlied der Kinder angestimmt wurde. Um alle Eltern rührselig zu stimmen, wurden das Saallicht gelöscht und den Kindern Knicklichter in die Hände gegeben. Während alle anderen Gören ihre Lichter brav schwenkten, zerbiss Sohn 1 sein Licht und schmierte sich den Inhalt ins Auge. Die fluozierende Flüssigkeit ließ eine Gesichthälfte im Dunkel leuchten, so dass er aussah wie das Phantom der Oper. Abgesehen davon brannte das Zeug wie verrückt und er boxte sich brüllend den Weg von vorn durch die rappelvolle Kirche zu den rettenden Eltern frei. Diese wollten in dem Moment nicht unbedingt seine Eltern sein. Sohn 2 brüllte und boxte aus Solidarität mit.  Die folgenden 10 min sind meiner überlebensnotwendigen Kinderamnesie zum Opfer gefallen.

Als wir zum Ende der Veranstaltung unsere Tochter holten, berichtete diese vom tollen, so gar nicht langweiligen Krippenspiel in diesem Jahr. Die Aktion ihrer Brüder konnte sie nicht meinen – dazu war sie zu abgehärtet. Als ich nach dem Grund fragte, antwortete sie stolz: „Ich hab die ganze Zeit unter dem Altar mit Joseph und dem Babyjesus „Chucky die Mörderpuppe“ gespielt.“

Immer noch rot

Neja

* Pädagogischer Hinweis: Die Tochter kennt weder die Figur, geschweige denn den Film von Chucky. Das muss der Einfluss dieses Joseph sein. Tzz..

Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie lachend oder weinend verbringt.

Aus Japan

Storms Katze fährt Bahn

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Storms Katze fährt Bahn

Ich fahre gern Bahn. Leider zu selten und wenn, dann zu kurz. Es trug sich aber zu, dass ich eine Klientin 800 km weit in eine Reha-Einrichtung begleiten musste und am nächsten Tag zurückfuhr. Da sie auch abgeholt wurde, bedeutete das für mich vier (!) köstliche, lange (zumindestens durch meine Kinder) nicht gestörte Bahnfahrten. Ich versorgte mich zu Hause natürlich mit Lesestoff; hach wie freute ich mich, dass es wenigsten eine dicke Schwarte in den Gelesen -Status schaffen würde.

Wie es aber bei Literatursüchtigen so ist, muss erst alles umliegend Greifbare weggelesen werden, bis man ans eigene Material geht. Ich las also alle überregionalen Tages-und Wochenzeitungen, vom Handelsblatt und dem Regionalorgan nahm ich dann doch Abstand. Blieb nur noch das DB Mobil Magazin. Bunt, schwer – warum nicht? Nach 10 min war ich durch, nun ja. Aber die Literaturempfehlungen sind gut. Entdeckte ich beim ersten Mal Theodor Storm als coolen Kriminalisten in Tilman Spreckelsens „Nordseegrab“ (Menno, der zweite Band kam zu Weihnachten raus, wie vereinbare ich das mit dem?), las ich jetzt gebannt den Buchauschnitt von Tobi Katze „Morgen ist leider auch noch ein Tag“. So wahr, so echt, so gut. Bei jedem Umsteigen schlich ich in den Bahhofsbuchhandlungen rum und suchte das Buch. Jetzt habe ich es und ich kann meinen ersten Eindruck – gut, echt, wahr – nur bestätigen. Man wünscht sich fast nicht, dass Tobi Katze noch weitere Bücher schreibt und sein Leben und Leiden so ehrlich und selbstironisch auseinandernimmt. Zu eigentherapeutischen Zecken würde ich sie aber schon gern lesen. Im Moment gibt es seinen Blog hier.

Neja

Wer keine Zeit für seine Gesundheit hat, wird Zeit für seine Krankheit haben müssen.

aus England

B.F. und B.G.

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B.F. und B.G.

Ich nutze die Feiertage, um zu  Kinderkleidung auszusortieren und zum Verkauf einzustellen. Das kostet Zeit und Nerven, die ich aber jetzt gerade habe. Vorgestern schaffte ich ein paar Kisten und hatte ein merkwürdiges Erlebnis, was ich gerne löschen möchte.

Ich stellte gute, hochwertige Badekleidung meiner Tochter ein und es entwickelte sich folgender buchstabengetreuer virtueller Dialog:

B.F. „Hi. Ist noch sa“

Ich: “ Was möchten Sie?“

B.F. „Ich will die Wäsche kaufen.“

Ebay: „Sie hatten gestern Kontakt mit dem Interessenten B.F. Wir möchten Sie warnen, mit dem Interessenten Geschäfte abzuschließen, da er sich nicht an unsere Nutzungsbedingungen hält.“

Ich: „Hallo B.F. Ich werde mit Ihnen keine Geschäfte machen, da Sie die Ware unangemessen verwenden.“

B.G. „Hi. Ist noch da?“

Mir ist ganz komisch, zumal ich mit Klarnamen (zum Glück ohne genaue Adresse) inseriere. Ich habe das Angebot gelöscht. Denkt ihr das Gleiche wie ich? Ist es wirklich so einfach und bin ich wirklich so blöd?

Neja

Arglos ist man nur einmal, dann beginnt die Erfahrung.

Art van Rheyn

 

Thank you, Hermesfrau

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Thank you, Hermesfrau

Es gibt so viele Menschen, die uns unterstützen und unseren vollgepackten Alltag etwas erleichtern:

  • die kleine und nicht mehr so rüstige Kernfamilie
  • die wenigen Freunde, die eine Karte schicken, Äpfel vor die Tür stellen oder auf einen Schnaps vorbeikommen
  • die Nachbarn, die im Alltag nicht so präsent sind, auf die man sich im Notfall (Baum fällt auf die Garage, Hund ist weggelaufen) verlassen kann
  • die Teenisitterin, welche streitende Kinder, streichelbedürftige Tiere, kochendes Essen und doofe Hausaufgaben gleichwertig im Blick hat
  • der Hundesitter, welcher unseren Hund täglich kostenlos und mit viel Freude ausführt
  • und zu guter letzt unsere Hermespostfrau: Eine bewunderswert agile Mitdreißigerin, die sich immer gut gelaunt und tapfer durchs Leben schlägt. Ich glaube, sie hat fünf Jobs. Schon früh im Dunkeln, wenn wir zu Schule und Arbeit fahren, treffen wir sie auf dem Fahrrad für den lokalen Postverteiler unterwegs. Dann ist ab Nachmittag mit dem Hermesauto in der Stadt unterwegs. In der Weihnachtszeit klingelte sie ganz verschämt und entschuldigend („Sie hätte noch Licht gesehen.“) nach 20.30 Uhr bei uns. Ich habe gelesen, dass die Hermeszusteller zu ihrem geringen Grundgehalt pro abgegebenen Päcken 50 Cent bekommen. Skandalös, wenn es wirklich so ist. Meistens kann man bei Bestellungen nicht selbst entscheiden, welcher Paketdienst liefern soll.  Ich habe ein schlechtes Gewissen, kann ihr aber nur mit netten Worten und einem großzügigen Trinkgeld in der Weihnachtskarte helfen.

Neja

Keine Schuld ist dringender als die, Danke zu sagen.

Cicero

In der Klamottenhölle oder selber schuld

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In der Klamottenhölle oder selber schuld

Ich war da. Zum ersten und zum letzten Mal. Ich war im geschmähtesten, verhasstesten, ausbeuteristischsten (ich weiß, die Steigerung gibt es nicht – finde ich aber hier angemessen) Billigklamottenladen überhaupt. PRIMARK. Das lag zum einem daran, aber auch an meiner Neugier. Ehrlich gesagt, wir waren in der Stadt und ich wollte das einfach mal sehen. Ich nahm mir zwei Alibi-Interessentinnen (12, 13, w) mit, die wirklich Spaß hatten und die Expedition als „schönsten Tag, seit sie denken können“ bezeichneten. Die Komponenten des Grauens kamen zusammen: Samstagnachmittag+3. Advent+Berlin – aber selber schuld. Wer nicht auf andere hören kann, muss wortwörtlich fühlen.

Im Laden waren nur unwesentlich weniger Kleidungsstücke als potientielle Käufer existent. Es wurde geschoben, getastet, gerochen, gerieben (an Kleidung wie an Menschen). Es gibt dort nicht nur Einkaufstaschen (die auch schon recht groß sind), sondern gleich ganze Trolleys, in denen der Fummel kiloweise hineingeworfen wird. Die Kassenschlangen sind dreireihig. Ich sah einen Mitarbeiter, der nur den Job hatte, sich hinter den jeweils letzten Wartenden anzustellen und ein Schild hochzuhalten, auf dem „Zu den Kassen“ stand. Die Musik kann man nicht beschreiben; es war immer die selbe Tonfolge, ziemlich schnell und wahrscheinlich euphorisierend wirkend (sollend). Ich stand eine Weile im Eingangsbereich und erlebte mehrfach die Szene, wie Familie frohgemut das Portal überquerten, die Väter und Männer angesichts des Gewühles schockgefroren stehenblieben und folgende Verabredungen trafen:

„Oh Schatz, das kannste mir nicht antun.“

„Nee, nee, keine zehn Pferde kriegen mich hier rein.“

„Alter, ich gloobs nich. Ne und tschüss.“

„Nee, ohne mich – in einer Stunde am Bierstand.“

„Mach diesmal keene Szene.“ (zur pubertierenden Tochter)

Alles in allem, eine Mischung aus KIK  und IKEA mit einem großen Weihnachtsmarkt vor der Tür. Damit wenigstens der Benzinverbrauch etwas gerechtfertigt wurde, habe ich mir einen Schal und Socken gekauft. Übrigens, meine Namensbedeutung: Neja = Synonym für doofe Sachen schönreden.

Mit abgeschreckten und schamvollen Grüßen

Neja

*So verwackelt wie das Foto aussieht, fühlte ich mich da drinnen.

Neben der edlen Kunst, Dinge zu verrichten, gibt es die edle Kunst, Dinge unverrichtet zu lassen.

Lin Yu-Tang

Drei Nächte wach

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Drei Nächte wach

Die Feiertage bringen meinen Schlafrhythmus durcheinander. Nicht etwa, dass ich zu lange mit Gästen feiere oder mir auf irgendwelchen Kulturveranstaltungen die Nacht um die Ohren schlage. Im Gegenteil: ICH SCHLAFE ZUVIEL.

Berufsbedingt konnte ich jahrelang nur etwa 5 Stunden schlafen. Um 21.30 Uhr, wenn die Kinder endlich nicht nur in den Betten lagen, sondern wirklich ruhig waren, habe ich mich an den Rechner gesetzt und bis 0.00/0.30 Uhr gearbeitet. Dann war ich so aufgewühlt, dass noch mal mindesten 30 Minuten vergingen, bis ich zur Ruhe kam.

Mein Körper ist seit Jahren übermüdet und hat sich seine eigenen Strategien geschaffen. In napolionischer Manier kommt er mit einem Minimum an Schlaf aus und holt sich den Rest tagsüber in 10 Minuten Nickerchen; wenn es sein muss, im parkenden Auto. Ich könnte im Alltag nach vier Stunden Nachtschlaf aufstehen und losarbeiten – tat ich auch jahrelang. Jetzt gönne ich ihm aber mindestens noch ganze VIER Stündchen.

Er kommt damit gar nicht klar. Jede Nacht 8 Stunden Schlaf! Anstatt dieses ungewohnte Menge dankbar anzunehmen und sich für 14 Tage auf Gemächlichkeit einzustellen, weckt er mich regelmäßig ab 2 Uhr nachts stündlich.

„Gehts los?“

“ Wir sind doch immer nach 5 Stunden aufgestanden.“

„Aber jetzt, los Mensch aufstehen.“

„Na gut, dann noch ein bisschen dämmern, aber ich erinnere dich in ein paar Minuten.“

Erholsam ist das Ganze nicht, aber ich freue mich meist einfach über die Gedanken, die sich nachts um 2.30 Uhr einstellen und endlich mal zu Ende denken lassen, ohne von Kinderstimmen unterbrochen zu werden. Dann träume ich wieder 20 min wirr, bis ich panikartig die Augen aufschlage und die Anzeige 4.05 sehe.

Die Frage ist, wie lange ich und mein Körper das noch durchhalten. Tagsüber bin ich vergesslich und reizbar, von meinen Augenringen und Falten ganz abgesehen. Schlafstörungen seit 11 Jahren? Ist ein bisschen komisch, damit jetzt erst zum Arzt zu gehen. Ich gehe eh nur bei Koliken oder appen Arm zum Doktor. Habt ihr Tipps?

Müde wie immer,

Neja

Der Schlaf sei das täglich Brot deiner Seele.

Carl Ludwig Schleich

 

In English, please!

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In English, please!

Vor Jahren arbeitete ich als Vertretungslehrkraft in Grundschulen. Ich lernte dabei viele Schulen und noch mehr Klassen kennen. Um die Atmosphäre zu lockern (uih, neue Lehrerin) und das Wissen der Kinder  zu testen, machte ich zu Beginn immer ein Kennenlernspiel, welches Namen und Wortarten verbindet (Ich mag+ Substantiv, ich+ Verb gerne usw. – die Deutschlehrer werden wissen, was ich meine).

In zwei Schulen ging die Idee komplett nach hinten los. Abgesehen von Motivations- und Disziplinproblemen, hatte ich auch mit inhaltlichen Verständnisschwierigkeiten zu kämpfen.

“ Wozu brauchen wir das?“

“ Was ist ein Substantiv?“

„Der hat meine Tätigkeit gesagt. “

Mit Wörterbuch und ganz viel Zuspruch meinerseits („Schön Justin, dass auch du gerne Computerspiele spielst.“), quälten wir uns durch die Stunde und schafften nicht mal, alle Schüler anzuhören.

In der dritten Schule überlegte ich ernsthaft, ob ich mir das noch mal antue. Mangels anderer Idee erklärte ich einer 6. Klasse dann doch den Ablauf und wunderte mich über die Stille, die daraufhin eintrat. Ich machte mich auf einen Ansturm der Entrüstung gefasst und nahm gefasst den Schüler dran, der sich in der ersten Reihe meldete.

„Frau N. , können wir das nicht gleich in Englisch machen?“

Begegne dem, was auf dich zukommt, nicht mit Angst, sondern mit Hoffnung.

Franz von Sales