Archiv für den Monat Februar 2016

Buch der Woche 7/8 – Carlos Ruiz Zafons Schauerromane

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Buch der Woche 7/8 – Carlos Ruiz Zafons Schauerromane

Ein genialer Schachzug: ich bespreche zwei zusammenhängende Bücher und bin wieder im zeitlichen Rahmen. Also, es soll um die dicken Wälzer „Das Spiel des Engels“ und „Der Schatten des Windes“ gehen. Die Buchtitel sind für mich abschreckend und ich hätte die Bücher genau deshalb nicht gelesen, wenn sie nicht monatelang auf den Bestsellerlisten (na gut, das ist schon ein bisschen her) gestanden hätten. Nicht, dass mich das in meiner Wahl beeinflussst, aber als dann noch eine Kollegin mit diesem Teil ankam … musste ich es ihr klauen und selber lesen.

Ich wurde gut unterhalten. 1482 Seiten in 4 Wochen a 10 min ist ganz gut und spricht für den Spannungsgehalt. Günstigerweise las ich das zweite Buch vor dem ersten Buch, also das zweitgeschriebene, das chronologisch vor dem erstgeschriebenen liegt… ach, ihr wisst schon. Den Inhalt kann man gar nicht wiedergeben. Er ist zu verworren, verzwickt und ich habe einiges bis heute nicht aufgelöst. Es geht immer um Bücher und die Liebe zu diesen, sowie um Menschen und die Liebe zwischen diesen. Bücherliebhaber, Bücherfeinde, Autoren, Journalisten, Buchhändler und Bibliotheken.  Außerdem spielen alte Häuser mit einer gruseligen Geschichte eine große Rolle.

Ausgangspunkt ist das Barcelona des letzten Jahrhunderts, daneben gibt es zeitliche und örtliche Parallel- und Davorhandlungen. Gelungene Stimmungsbilder, Lokalkolorit, originelle Figuren (sogar der Teufel selbst tritt auf)* und teffende Dialoge begleiten die verschlungenden Geschichten. Alles hängt zusammen, ist schwierig und grundsätzlich unheimlich. Andererseits auch wieder sehr gegenwartsbezogen und zum Teil sogar lustig.

Ich mag einerseits Schauergeschichten a la E.T.A. Hoffman, Poe  und andererseits diese südamerikanische Fabulierlust mit Mystikanteil wie bei Allende und Garcia Marquez (schön lispeln bei den s-Lauten). Zafon verbindet dies alles sehr unterhaltsam und gekonnt. Gut, das nichts wirklich  unrealistisches passiert (traumatisch ist mir da  John Conolly „Das Buch der verlorenen Dinge“ in Erinnerung geblieben, ein brutaler Märchen/Fantasy/Horrormix) und sich viele Gruseleffekte durch Zafrons gutes Schreiben nur in meinem Kopf aufbauten. Die Bücher sind zum Einschlafen nicht förderlich und manche Nacht bin ich träumend durch Barcelonas Staßenlabyrinthe gelaufen, verfolgt von Fumento,  Inspector Grandes und dem Patron selbst.

Zufrieden die Wälzer einsortierend nehme ich mir vor, noch andere Werke des Autors zu … bekommen.

Gut unterhalten grüßt

Neja

*Ein noch besseres Buch mit diesem Thema ist James Robertson“Der Teufel und der Kirchenmann“.

Neid ist die Religion der Mittelmäßigen. Er stärkt sie, entspricht der sie zernagenden Unruhe (…) und gestattet ihnen, die eigene Niedertracht und Gier zu rechtfertigen, bis sie glauben, dies seien Tugenden (…), die durchs Leben ziehen, ohne eine weitere Spur zu hinterlassen, als ihre hinterhältigen Bemühungen, all jene zu verachten, auszuschließen oder sogar, wenn möglich, zu vernichten, die durch ihre schiere Existenz ihre seelische und geistige Armut sowie ihre Unentschlossenheit bloßlegen.

aus „Das Spiel des Engels“

Schauerroman

 

Buch der Woche 6 – M.G. Burgheim: Future Pop

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Buch der Woche 6 – M.G. Burgheim: Future Pop

Schon wieder ein deutsches Buch aus der Jahrtausendwende, komischer Zufall. Das nächste Buch führt uns nach Spanien, aber erst mal „Future Pop“. Ich habe es irgendwann mal in Berlin angelesen und war so angetan, dass ich es für mich bestellte.

Ein westdeutscher Mann, der in Brandenburg unterrichtet, schreibt über eine Berliner Frau, die in Brandenburg unterrichtet. (Nachtigall…)

Der Inhalt ist heftig und nachwirkend. Die Lehrerin Arietta beobachtet den Aufstieg der glatten, austauschbaren Popband DIE PIONIERE zu einer Jugendbewegung und letztendlich zu einer bürgerumfassenden Strömung, die politisch Einfluß nimmt. Gerade jetzt- im Zeichen der ähnlich gearteten poltriglauten AfD-bin ich sehr hellhörig, wenn es erst um den Ausschluss und dann um die Verfolgung von Minderheiten geht.

Arietta ist einige der wenigen, die sich wehrt und daraufhin  in vielen Lebensbereichen persönlich angegriffen wird und zu Schaden kommt. Sehr eindrucksvoll wird der Aufbau einer Diktatur an Grußformel, Kleidungsordnung, Hierarchien, Belohnung-und Bestrafungssystemen und dem letztendlich immer größer werdenden Einfluss auf alle Bereiche des Staates beschrieben. Es gibt hartes Internetbashing, Belohnungsdrogen, vergiftete Hunde, Straßenkämpe, Tote und weitere unschöne brutale Geschehnisse. Arietta zweifelt an sich selbst, da die große Masse an die Idee der PIONIERE glaubt und sich unreflektiert anschließt, wagt mit einigen wenigen Mitstreitern dann doch ein Aufbegehren.

Ich war bei den echten Pionieren (blau und rot) und bin seit dem Kindergarten indoktriniert worden (natürlich findet man als Kind alles toll und übt auch Granatenwerfen) – umso schmerzvoller ist die realistische Beschreibung von instrumentalisierter Erziehung gepaart mit Angst und keiner Möglichkeit des Vergleichs oder der Überprüfung. Kompliment an den Autor für diese sehr wirklichkeitsgetreue Darstellung der Massenmanipulation, die im schlimmsten Fall so funktioniert hat.

Obwohl viele schwierige Bereiche wie Hitlerdiktatur, DDR, Medieneinfluss, Korruption und am Wichtigsten, die Macht von vordergründig einfacher Musik a la Rammstein/Scooter/  Pet Shop Boys vermischt werden, gelingt es dem Buch zu fesseln und zu aktivieren. Sprachlich manchmal etwas zu aufgesetzt und oft doch zu arg offensichtlich auf den gewünschten Effekt abgezielend; in anderen Bereichen dafür sehr genau zuhörend.

Ein Buch, welches nachwirkt. Ich habe es Anfang Januar gelesen und immer wieder erinnere ich mich an Szenen, vor allem aber an das beängstigende Gefühl, ob man selbst oder die große Masse „normal“ denkt und handelt. Kann gern Pflichtlektüre der 10. Klassen werden.

Bestimmt hatte alles seine Richtigkeit und war eigentlich nur ein genialer Schachzug, um widerstreitende Interessen zu integrieren, ein Signal für eine bessere Zukunft. (…) Warum sollte sich der Staat nicht an der Finanzierung einer Popband beteiligen., zumal die Sache lukrativ war und allemal wirksamer als die üblichen Plakatwand-Appelle …

aus „Future Pop“

Nachdenklich grüßt Neja

Buch der Woche 5 – Elke Naters: Königinnen

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Buch der Woche 5 – Elke Naters: Königinnen

Habe aus Gründen wenig geschrieben, aber trotzdem gelesen. Nun bin ich sehr in Verzug,  schon KW 8 und erst drei Bücher vorgestellt! Jetzt aber los, Frau Kopp.

Wir beginnen mit Elke Naters „Königinnen“. Ein kleines, dünnes Buch, welches schon lange im Regal steht und – gefühlt –  um die Jahrtausendwende (yes, geschrieben 1998) zu mir kam. Da gab es doch ganz viel von diesen kleinen Befindlichkeitsgeschichten.

Das Buch hat viele Hauptsätze. Die sind meist banal. Sie ermüden schnell.  Weil nichts passiert. Es hat auch unglaublich coole Sätze wie diese hier: „Wenn man so eine Musik hört, egal wo, muss man sofort umdrehen und  hinausgehen, weil bei dieser Musik bekommen die dümmsten Menschen gute Laune, das ist so unerträglich, dass kann man  sich gar nicht vorstellen. Weil sonst bekommt man als nicht dummer Mensch die schlechteste Laune, die man sich vorstellen kann.“

Es geht um um zwei Frauen, Männer, Berlin und Shopping. Es geht um Einsamkeit, Kommunikation, Freundschaft, Neid und Armut.

Das dünne Büchlein schafft es, ungesagt bzw. ungeschrieben ganze Paletten erwachsenen Zweifelns aufzuschichten und wieder abzutragen. Oft strengt die Hauptsatzsprache an. Sie wirkt zu nüchtern und zu spröde. Aber wenn man sich auf diesen stakkatohaften Fluß einlässt, erscheint das Unsichere und Suchende dahinter. Wie geht erwachsen sein? Wie geht Freundschaft?

Ich gebe es trotzdem weiter. Nicht, dass ich beide Fragen beantworten könnte (siehe hier), aber es passt nicht mehr in meine Zeit. Literaturempfehlung in der Literaturempfehlung: Bernhards „Wittgensteins Neffe“ werde ich lesen.

Mein Leben ist voll von ermüdener Hausfrauenscheiße.

aus „Königinnen“

 

Ermüdet Neja.

 

Das Graue im Kopf

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Das Graue im Kopf

Gehen fällt schwer – jeder Schritt ist ein Kraftakt. Ich gehe langsam, gebückt, schleppend. Schicke die Kinder nach Salz, weil ich die drei Schritte in die Küche nicht schaffe. Alles tut weh, Rücken, Beine, Arme, Nacken, Augen – Körperschmerz. Ich bin so müde, dass  während der Fahrt die Augen zufallen.Ich fühle mich, als hätte ich Blei am Körper und Blei im Kopf. Zu denken, tut körperlich weh.

Sprechen fällt schwer. Ich schaffe: „Mmm.“,“Ja?“, „Mmh!“. Ich achte nicht auf die Fragen. Dann musste ich denken und das ist zu anstrengend,  das schaffe ich nicht. Das Gerede um mich ist meist banal und deshalb egal. Ich fühle mich wie in einer Glaskugel, sehe draußen Menschen, die gestikulieren und ihre Münder bewegen. Ich höre nur dumpfe Schallwellen und bin froh, dass es die Glaskugel gibt.

Denken fällt schwer-ein Watteschleier in meinem Kopf. Ich schaue beim Laufen nur nach vorn und unten; links und rechts ist egal. Ankommen, hinlegen. Nur sein und nicht reagieren. Kein Reden, kein Denken, kein Bewegen. Ich bin langsam und vergesslich. Jeglicher Kontakt ist eine Belastung.

Tun fällt schwer – ich agiere wie eine Maschine. Befehl empfangen und ausführen. Dinge funktionieren, weil ich sie schon 1000 Mal getan habe. Neues würde ich jetzt nicht bewältigen. Alles ist auch so körperlich anstrengend. Ein Glas halten, den Fuß auf der Kupplung lassen …Was wollte ich machen? Wohin wollte ich gehen? Sinnlos, was ich gerade tue.Wie hieß der und warum redet der mit mir? Ach, auch egal.

Wahrnehmen fällt schwer. Alle Sinneseindrücke sind zuviel. Farben tun weh. Sogar der Himmel ist mir zu blau, es sticht in Augen und Kopf. Ich fühle grau und kann nur grau ertragen. Ich bin noch geräuschempfindlicher als sonst. Berührungen sind unangenehm. Medien konsumiere ich nicht. Laut, aufdringlich, nichtig. Die Welt mit ihrem Getöse und ihrer Selbstgefälligkeit geht mich nichts an.

Fühlen fällt schwer – Wut, Trauer, Freude, Liebe. Es ist zu anstrengend, sich in die Gefühlstiefen hineinzubegeben.Ich kann das nicht mehr. Katze weg – egal, neues Auto – egal, Kind hat sich verletzt – nicht so schlimm, also egal. Wenig kommt zu mir durch, wenig erreicht mich. Ich weine nicht. Ich bin nicht traurig. Ich bin nur leer.

Ich fühle mich wie 80 und sehe auch so aus. Böse, unzufrieden, grummlig. Tiefe Kerben neben dem Mund, glanzlose Augen. Ich sehe aus, wie sehr lange nicht mehr gelacht, obwohl das nicht stimmt. Ich wirke unendlich müde und erschöpft.

Zuviel. Zuviel Menschen, zuviel Lärm, zuviel Gedanken, zuviel Tun. Leben fällt schwer.

Aber ich weiß, diese Tage gehen vorbei. Mit Ruhe, Alleinsein, Wärme, Schlaf, Zeit.

Es geht schon wieder.

Neja

Die Einsamkeit ist ein dichter Mantel, und doch friert das Herz darunter.

Erwin Guido Kolbenheyer

Ich geh als Coladose

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Ich geh als Coladose

Angesichts der anbrechenden Faschingszeit folgende Anekdote des letzten Jahres:

Aufgrund seines fortgeschrittenden Alters und des damit einhergehenden Coolnessfaktors, beschloss Sohn 1: „Ich geh als Coladose.“. Mein guter Mann, der die Söhne auf Spontanquatsch sozialisiert hatte, zuckte nicht und fertigte am Abend dieses unten zu sehende 1A-Verkleidung. Fußbodenbelag, eine ruhige Hand und Farbdosen waren vonnöten.

Man mag das Produkt, den Hersteller und das Herkunftsland nicht gut finden (mir wurde letzteres noch als „imperialistischer Aggresor“ indoktriniert) -das Kostüm war der Knaller. Der Zylinder mit den zwei Armlöchern ließ die üblichen Klonkrieger und Stormtropper blass ausssehen. Der Sohn bekam den Publikumspreis und vergaß, dass er sich in dem unförmigen Teil nur schwer bewegen, nicht sitzen und an keinen Spielen teilnehmen konnte.

Dieses Jahr wird es wohl ein Minecraftklotz werden (hat jemand Schaumstoff?), die Söhne spielen manisch und reden nur noch in gamersprech:“Ich komme essen, ich habe nur noch drei Hungerkeulen.“ Soll was heißen, dass das Kind ziemlich hungrig ist, denn der optimale Minecraftsättigungsgrad ist ab neun „Hungerkeulen“ (wie die Dinger richtig heißen, wissen auch die Kids nicht) erreicht.

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Helau

Neja

*Im Hause Kaleidoskopp gibt es natürlich äußerst selten Cola.

** Zählt das als DIY-Beitrag? Ich wollte doch nicht…

„Dem Fröhlichen gehört die Welt, die Sonne und das Himmelszelt.“

Theodor Fontane

Die Abrechnung – Januar

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Die Abrechnung – Januar

So, jetzt ist es soweit. Ich muss der Welt meine desaströse Finanzlage offenbaren und meine monatlichen Ausgaben erklären. Dabei zählen nur Barausgaben und Ausgaben mit der EC-Karte, sonst wird es zu verwirrend.

Ich werde für mich jeweils entscheiden, ob die Ausgabe notwendig oder überflüssig war. Wobei, wo sind da die Grenzen? Wo ziehe ICH die Grenzen? Notwendig sind eigentlich nur Wasser und Brot. Wo geht mein persönlicher Luxus los? Wieviel kann ich mir verbieten, ohne die Lebensfreude zu mindern? Sich alles, alles zu verkneifen, ist doch auch nicht das Wahre. Ich merke schon, dass wird nicht angenehm.

11,69 Bäcker ?? (Hier ne Brezel und da ein Brötchen, könnte man reduzieren, allerdings find ich das für drei Kinder und 4 Wochen okay.)

8,00 Lotto LUXUS

89,42 Lebensmittel ?? (Oje, ein großer Posten. Dabei ist das nur das Nachkaufen zum Wochenendeinkauf: Brot, Getränke, Obst und Gemüse….) Allerdings beim genauen Hinschauen öfter auch mal Käse, Jogurt, eine Zeitschrift, Chips für die Kinder- soll ich das unterlassen?

5,00 Lebensmittel LUXUS (Das ist die Lidl Pasta.)

34,45 Mittagessen für mich LUXUS (Ich könnte auf der Arbeit meine Brote rausholen…, will ich aber auch nicht immer. Etwas Sparpotiental ist hier drin.)

22,00 Abendessen NÖTIG (Teambildende Maßnahme)

49,23 Mittagessen für die Kinder ?? (davon 12,00 NÖTIG) Die Kinder essen aus Zeitgründen an zwei Tagen kein Schulessen, haben aber trotzdem einen langen Tag – würde es hier ein Brot tun? Ich glaube nicht.) Wobei, im Januar haben wir mit dem warmen Essen übertrieben.

29,00 Fahrkarten ich NÖTIG

57,00 Friseur LUXUS (Andererseits muss ich auch im Job etwas gepflegt aussehen.)

16,50 Schulkram NÖTIG (Billiger gehts immer, aber Zeit…)

21,92 Drogerie (Billiger gehts immer, aber Zeit…)

44,11 Tierbedarf (u.a. Katzenklo) Braucht eine Katze zwei Klos?

19,80 Kontaktlinsen ?? (Kann natürlich auch mit ner Brille rumlaufen, will ich aber nicht. Siehe Friseur.)

30,00 Kettenreparatur  ?? (Die Ketten lagen zwei Jahre bei mir herum, allein bekommt man das nicht hin. Hätte sie auch wegwerfen können, sind aber lange Begleiter.)

3,60 Parkgebühren ?? (Kann natürlich ewig nach einem nicht gebührenpflichtigen Parkplatz suchen, aber Zeit…)

7,50 Bücher LUXUS

4,55 Kaffee LUXUS

85,10 Tanken NÖTIG

14,9 Haushaltswaren (Billiger gehts immer, aber Zeit…)

50,11 Apotheke NÖTIG

10,75 Briefmarken NÖTIG

38,50 Archivkiste LUXUS

2,30 Blumen LUXUS

15,00 Tastatur (nicht akut nötig, bevor aber die Laptoptasten bei den Kinder kaputtgehen, ist das vorbeugend gedacht.)

31, 00 (Schmuck Kind und ich) LUXUS

So, insgesamt habe ich im Januar ungefähr 700€ ausgegeben, davon 130€ eindeutig nicht notwendige Ausgaben. Bei einigen Posten kann ich nicht festlegen, ob es noch notwendig oder schon Luxus ist. Dies ärgert mich, denn es handelt sich eigentlich um so selbstverständlichen Kram wie Essen, Drogerie und Haushaltswaren. Wie weit will und kann ich mich beschränken? Muss es immer nur das allerbilligste und niedrigwertigste sein? Warum kann ich meinen Kindernicht einfach so ein Überraschungsei oder eine Obstschale kaufen?

Und wieder einmal tritt zu Tage, dass alles auf die Formel Zeit oder Geld hinausläuft. Natürlich kann ich viel selbermachen, ewig einen Parkplatz suchen, alle Discounter nach Angeboten abfahren (nein, ablaufen, um Bnzin zu sparen), dann habe ich aber keine Zeit mehr, 30 Stunden arbeiten zu gehen.

Geärgert hat mich: mit meiner Qualifikation und meinem Job die zwei Packungen Lidl – Edelpasta als Luxus bezeichnen zu müssen. Müsen Bücher für 1 € wirklich Luxus für mich sein? Ich empfange doch kein Hartz 4, das muss mein Gehat doch hergeben?

Stolz bin ich: zweimal am reduzierten Modeschmuck-Aufsteller vorbeigekommen zu sein. Ich hatte sogar diverse Sachen in der Hand, habe aber alles wieder zurückgelegt, da ich mir die Frage: „Brauch ich das wirklich?“ eindeutig und unzweifelhaft mit „Nein!“ beantworten musste. Ich bin eine große Meisterin im Selbstbelügen und war diesmal knallehrlich zu mir. (Letztendlich habe ich dann doch einem anderem Schmuckgeschäft nicht wiederstehen können.)

Diese Aufstellung macht mich traurig und wütend. Meine Argumentationen für das Gehaltsgespräch werden schlüssiger.

Es grüßt Neja

Ach, reines Glück genießt doch nie, wer zahlen soll und weiß nicht wie.

Wilhelm Busch