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Die Rosenkohl-Bier-Diät

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Die Rosenkohl-Bier-Diät

Tut mir leid, lieber Leser. Hier geht es nicht um Diäten und schon gar nicht um Rosenkohl und Bier.

Nachdem ich feststellte, dass mein Beitrag „Die Käse-Sherry Diät“ fast die meisten Aufrufe überhaupt hatte, obwohl es auch in ihm nicht um eine konkrete Diät ging, versuche ich noch mal mein Glück mit einer aberwitzigen Lebensmittelkombination und dem Suffix Diät.

Wenn du bis hierher gelesen hast und nicht wütend meinen Blog verlassen hast, kann ich dir sagen, dass es doch ein wenig um Essen geht. Ich möchte über unsere Ernährung nachdenke, mit der ich überhaupt nicht zufrieden bin. Seit Jahren probiere ich aus, feile an Zeitplänen, kaufe immer wieder Kochbücher mit den Reizwörtern „Blitz“ „schnell“  „nur 20 min“ und stelle fest, dass auch dieser Bereich wieder mal auf meine geliebte Alltagserklärungsformel „Zeit oder Geld“ hinausläuft.

Der Reihe nach: die Kinder frühstücken jeden Morgen Toast. Früher haben wir nur Müsli geschafft und ich hatte den ganzen Tag ein schlechtes Gewissen, aber noch zeitiger wollte ich die Kinder nicht wecken, sie sind sowieso unter der Woche ganztags k.o. Nachdem wir unsere Morgenabläufe aber nochmal optimiert haben und die Kinder größér und schneller geworden sind,  schaffen wir auch toasten, schmieren und beißen. Die Tochter isst jeden Mittag wirklich um die Mittagszeit, die Söhne an drei Tagen leider erst um 14.30 Uhr. Das ist nicht gut, aber nicht zu ändern. An zwei Tagen haben sie kein Mittagessen, da wir eine halbe Stunde nach Schulschluß einen Anschlußtermin habe. Hier muss ich immer improvisieren und habe noch keine gute Lösung gefunden. Gekauften warmen Mittagstisch gibt es nur bis 14 Uhr (schaffen wir nicht); Bäckerteilchen sind einmal lecker, aber beim zehnten Mal ecklig-süß; Fastfoodessen ist zwar immer verfügbar, aber auf Dauer ungesund; die Bratwurst vom Stand bringt es auch nicht so und die zusammengekauften Snacks erst recht nicht. Ich kann vorher nichts besorgen, da ich direkt von der Arbeit komme und ich bin keine Mutter, die am Abend  etwas vorkocht und dann in Tupperdöschen auf der Rücksitzbank des Autos serviert. (Manchmal würde ich gern so eine Superduper-Mutter sein und irgendein Vollkorn-Rohkost-Dings so zubereiten, dass meine Kinder es auch essen). Problem hier also: keine ZEIT. Wenn ich weniger arbeiten würde und diese ausgewogenen Supersnacks vorbereiten könnte: kein weniger GELD.

Wenn wir täglich gegen 17 Uhr zuhause sind, sind alle so geschafft und unterzuckert, dass irgendwas Kleines (Banane, Milchschnitte, Butterbrot) – ja, ich gestehe, auch nicht zusammen am Tisch- verschlungen wird. Eigentlich ist es dann schon Zeit, über das Abendessen nachzudenken. Allerdings gibt es aber da noch diverse andere Aufgaben wie Tiere versorgen, Haushalt, Hausaufgaben, Kinderbedürfnisse, Mutterbedürfnisse, die sich dazwischen schieben. Und so wird es meist 19 Uhr, wenn der Erste panisch fragt: „Müssten wir nicht langsam mal abendessen?“ Meist gibt es  „Stulle mit Brot“, also Vollkornbrot (immerhin) mit Käse, Wurst, Aufstrichen, Salat …  Fertiggerichte gibt es bei uns nicht. Selten(ZEIT) koche ich einfache Sachen wie Nudeln, Kartoffeln und manchmal „kochen“ die Kinder  – hier schwanke ich noch zwischen völligem Verbot oder Resignation.

Wie bewundere ich Bloggerinnen, die das Essen für die Woche planen und dann auch wirklich kochen! Wann machen die das? Essen die um 22 Uhr? Wann kaufen die ein? Wer beschäftigt sich in der Zeit mit den Kindern?  Und es sind auch nicht nur die einfachsten Zutaten und Zubereitungsweisen in den Essensplanbeispielen. Wann fotografieren sie das Ganze und wann dekorieren sie den Tisch? Wann machen sie die Wäsche oder schreiben ihre Blogs? Sehr unheimlich. Mein Traum wäre, unser Abendessen regelmäßig beim Biobistro zu holen. Aber dafür – ihr ahnt es – fehlt das GELD.

Am Wochenende frühstücken wir für unsere Verhältnisse spät und ausgiebig. Es gibt ein einfaches Mittagessen und meistens hat der Gatte Lust, sich zum Abend eine Stunde in der Küche einzusperren und was richtig Gutes zu machen. Eigentlich will er ja nur in Ruhe die Fußball Bundesliga hören, ohne von mir mit weiteren Arbeitsaufträgen belästigt zu werden, aber wenn ein gutes Essen der Nebeneffekt ist, soll er gerne. Allerdings meint er es mit seinen Gerichten zu gut – schwer, fett und nicht ausgewogen. Wir hauen aber alle rein, da wir uns unter der Woche so einseitig ernähren. Am Wochenende gibt es auch viel Kaffee und Alkohol. Sonntags sieht es ab Nachmittag schon wieder anders aus, da bricht die legendäre Koppsche Sonntagspanik aus, von der noch zu berichten sein wird.

Ihr merkt, es ist nicht ideal und ich bin nicht grundlos unzufrieden. Wie kann ich unser Essverhalten verbessern? Wie kann ich Zeit sparen, um gut und gesund zu kochen? Aber eigentlich geht es hier nicht um möglichst schnelle Rezepte und die noch bessere Tagesorganisation. Ich glaube, ich bin sehr gut organisiert. Es geht darum, dass ich es mit drei Kinder und Job nicht hinbekommen, ZEIT für eine gesunde Ernährung aufzubringen.

Jetzt habe ich noch gar nicht über mein eigenes katastrophales Essverhalten geschrieben, auch das wird nachzuholen sein. Seid auf irrwitzige Überschriften gespannt.

Satt und gerade zufrieden grüßt Neja

Zwischen Essen und Ernähren können Welten liegen.

Sprichwort

Buch der Woche 7/8 – Carlos Ruiz Zafons Schauerromane

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Buch der Woche 7/8 – Carlos Ruiz Zafons Schauerromane

Ein genialer Schachzug: ich bespreche zwei zusammenhängende Bücher und bin wieder im zeitlichen Rahmen. Also, es soll um die dicken Wälzer „Das Spiel des Engels“ und „Der Schatten des Windes“ gehen. Die Buchtitel sind für mich abschreckend und ich hätte die Bücher genau deshalb nicht gelesen, wenn sie nicht monatelang auf den Bestsellerlisten (na gut, das ist schon ein bisschen her) gestanden hätten. Nicht, dass mich das in meiner Wahl beeinflussst, aber als dann noch eine Kollegin mit diesem Teil ankam … musste ich es ihr klauen und selber lesen.

Ich wurde gut unterhalten. 1482 Seiten in 4 Wochen a 10 min ist ganz gut und spricht für den Spannungsgehalt. Günstigerweise las ich das zweite Buch vor dem ersten Buch, also das zweitgeschriebene, das chronologisch vor dem erstgeschriebenen liegt… ach, ihr wisst schon. Den Inhalt kann man gar nicht wiedergeben. Er ist zu verworren, verzwickt und ich habe einiges bis heute nicht aufgelöst. Es geht immer um Bücher und die Liebe zu diesen, sowie um Menschen und die Liebe zwischen diesen. Bücherliebhaber, Bücherfeinde, Autoren, Journalisten, Buchhändler und Bibliotheken.  Außerdem spielen alte Häuser mit einer gruseligen Geschichte eine große Rolle.

Ausgangspunkt ist das Barcelona des letzten Jahrhunderts, daneben gibt es zeitliche und örtliche Parallel- und Davorhandlungen. Gelungene Stimmungsbilder, Lokalkolorit, originelle Figuren (sogar der Teufel selbst tritt auf)* und teffende Dialoge begleiten die verschlungenden Geschichten. Alles hängt zusammen, ist schwierig und grundsätzlich unheimlich. Andererseits auch wieder sehr gegenwartsbezogen und zum Teil sogar lustig.

Ich mag einerseits Schauergeschichten a la E.T.A. Hoffman, Poe  und andererseits diese südamerikanische Fabulierlust mit Mystikanteil wie bei Allende und Garcia Marquez (schön lispeln bei den s-Lauten). Zafon verbindet dies alles sehr unterhaltsam und gekonnt. Gut, das nichts wirklich  unrealistisches passiert (traumatisch ist mir da  John Conolly „Das Buch der verlorenen Dinge“ in Erinnerung geblieben, ein brutaler Märchen/Fantasy/Horrormix) und sich viele Gruseleffekte durch Zafrons gutes Schreiben nur in meinem Kopf aufbauten. Die Bücher sind zum Einschlafen nicht förderlich und manche Nacht bin ich träumend durch Barcelonas Staßenlabyrinthe gelaufen, verfolgt von Fumento,  Inspector Grandes und dem Patron selbst.

Zufrieden die Wälzer einsortierend nehme ich mir vor, noch andere Werke des Autors zu … bekommen.

Gut unterhalten grüßt

Neja

*Ein noch besseres Buch mit diesem Thema ist James Robertson“Der Teufel und der Kirchenmann“.

Neid ist die Religion der Mittelmäßigen. Er stärkt sie, entspricht der sie zernagenden Unruhe (…) und gestattet ihnen, die eigene Niedertracht und Gier zu rechtfertigen, bis sie glauben, dies seien Tugenden (…), die durchs Leben ziehen, ohne eine weitere Spur zu hinterlassen, als ihre hinterhältigen Bemühungen, all jene zu verachten, auszuschließen oder sogar, wenn möglich, zu vernichten, die durch ihre schiere Existenz ihre seelische und geistige Armut sowie ihre Unentschlossenheit bloßlegen.

aus „Das Spiel des Engels“

Schauerroman

 

Die Abrechnung – Januar

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Die Abrechnung – Januar

So, jetzt ist es soweit. Ich muss der Welt meine desaströse Finanzlage offenbaren und meine monatlichen Ausgaben erklären. Dabei zählen nur Barausgaben und Ausgaben mit der EC-Karte, sonst wird es zu verwirrend.

Ich werde für mich jeweils entscheiden, ob die Ausgabe notwendig oder überflüssig war. Wobei, wo sind da die Grenzen? Wo ziehe ICH die Grenzen? Notwendig sind eigentlich nur Wasser und Brot. Wo geht mein persönlicher Luxus los? Wieviel kann ich mir verbieten, ohne die Lebensfreude zu mindern? Sich alles, alles zu verkneifen, ist doch auch nicht das Wahre. Ich merke schon, dass wird nicht angenehm.

11,69 Bäcker ?? (Hier ne Brezel und da ein Brötchen, könnte man reduzieren, allerdings find ich das für drei Kinder und 4 Wochen okay.)

8,00 Lotto LUXUS

89,42 Lebensmittel ?? (Oje, ein großer Posten. Dabei ist das nur das Nachkaufen zum Wochenendeinkauf: Brot, Getränke, Obst und Gemüse….) Allerdings beim genauen Hinschauen öfter auch mal Käse, Jogurt, eine Zeitschrift, Chips für die Kinder- soll ich das unterlassen?

5,00 Lebensmittel LUXUS (Das ist die Lidl Pasta.)

34,45 Mittagessen für mich LUXUS (Ich könnte auf der Arbeit meine Brote rausholen…, will ich aber auch nicht immer. Etwas Sparpotiental ist hier drin.)

22,00 Abendessen NÖTIG (Teambildende Maßnahme)

49,23 Mittagessen für die Kinder ?? (davon 12,00 NÖTIG) Die Kinder essen aus Zeitgründen an zwei Tagen kein Schulessen, haben aber trotzdem einen langen Tag – würde es hier ein Brot tun? Ich glaube nicht.) Wobei, im Januar haben wir mit dem warmen Essen übertrieben.

29,00 Fahrkarten ich NÖTIG

57,00 Friseur LUXUS (Andererseits muss ich auch im Job etwas gepflegt aussehen.)

16,50 Schulkram NÖTIG (Billiger gehts immer, aber Zeit…)

21,92 Drogerie (Billiger gehts immer, aber Zeit…)

44,11 Tierbedarf (u.a. Katzenklo) Braucht eine Katze zwei Klos?

19,80 Kontaktlinsen ?? (Kann natürlich auch mit ner Brille rumlaufen, will ich aber nicht. Siehe Friseur.)

30,00 Kettenreparatur  ?? (Die Ketten lagen zwei Jahre bei mir herum, allein bekommt man das nicht hin. Hätte sie auch wegwerfen können, sind aber lange Begleiter.)

3,60 Parkgebühren ?? (Kann natürlich ewig nach einem nicht gebührenpflichtigen Parkplatz suchen, aber Zeit…)

7,50 Bücher LUXUS

4,55 Kaffee LUXUS

85,10 Tanken NÖTIG

14,9 Haushaltswaren (Billiger gehts immer, aber Zeit…)

50,11 Apotheke NÖTIG

10,75 Briefmarken NÖTIG

38,50 Archivkiste LUXUS

2,30 Blumen LUXUS

15,00 Tastatur (nicht akut nötig, bevor aber die Laptoptasten bei den Kinder kaputtgehen, ist das vorbeugend gedacht.)

31, 00 (Schmuck Kind und ich) LUXUS

So, insgesamt habe ich im Januar ungefähr 700€ ausgegeben, davon 130€ eindeutig nicht notwendige Ausgaben. Bei einigen Posten kann ich nicht festlegen, ob es noch notwendig oder schon Luxus ist. Dies ärgert mich, denn es handelt sich eigentlich um so selbstverständlichen Kram wie Essen, Drogerie und Haushaltswaren. Wie weit will und kann ich mich beschränken? Muss es immer nur das allerbilligste und niedrigwertigste sein? Warum kann ich meinen Kindernicht einfach so ein Überraschungsei oder eine Obstschale kaufen?

Und wieder einmal tritt zu Tage, dass alles auf die Formel Zeit oder Geld hinausläuft. Natürlich kann ich viel selbermachen, ewig einen Parkplatz suchen, alle Discounter nach Angeboten abfahren (nein, ablaufen, um Bnzin zu sparen), dann habe ich aber keine Zeit mehr, 30 Stunden arbeiten zu gehen.

Geärgert hat mich: mit meiner Qualifikation und meinem Job die zwei Packungen Lidl – Edelpasta als Luxus bezeichnen zu müssen. Müsen Bücher für 1 € wirklich Luxus für mich sein? Ich empfange doch kein Hartz 4, das muss mein Gehat doch hergeben?

Stolz bin ich: zweimal am reduzierten Modeschmuck-Aufsteller vorbeigekommen zu sein. Ich hatte sogar diverse Sachen in der Hand, habe aber alles wieder zurückgelegt, da ich mir die Frage: „Brauch ich das wirklich?“ eindeutig und unzweifelhaft mit „Nein!“ beantworten musste. Ich bin eine große Meisterin im Selbstbelügen und war diesmal knallehrlich zu mir. (Letztendlich habe ich dann doch einem anderem Schmuckgeschäft nicht wiederstehen können.)

Diese Aufstellung macht mich traurig und wütend. Meine Argumentationen für das Gehaltsgespräch werden schlüssiger.

Es grüßt Neja

Ach, reines Glück genießt doch nie, wer zahlen soll und weiß nicht wie.

Wilhelm Busch

Schwarzer Hund

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Ein gutes und wichtiges Video. Teilt es, wenn ihr den Eindruck habt, jemand könnte es brauchen. Vier Millionen Deutsche leidet an einer mehr oder weniger stark ausgeprägten Depression, die wenigsten können den Begriff für ihre Stimmung benennen.

Mein Hund ist nicht groß und schwarz, sondern klein und grau. Im Moment ist er ganz lieb (will nicht mal spielen) und folgsam. Dem Befehl: „Ab in die Hütte. Jetzt sind Feiertage, wir haben Zeit und Muße. Kein Grund für dich, zu knurren und sich aufzuplustern.“, kommt er gehorsam nach. Manchmal hat er Wachstumsschübe und frisst unentwegt an mir. Besonders gut schmecken ihm Erschöpfung, Sinnesüberreizung, Zeitdruck und kleine böse Geschichten wie diese hier. Dann kommt er aus seiner Hütte in meinen Kopf und mein Herz. Zum Abnehmen muss er viel wandern, ab 5 km schrumpft er.  Er ist wasserscheu- ein langes Vollbad im leeren Haus vertreibt ihn für ein paar Stunden. Zeit haben und lange aus dem Fenster oder in eine Kerze zu starren ist ihm zu langweilig, da rennt er woanders hin und kommt erst ein paar Tage später wieder. Einfach nur sein – nicht reagieren und reden müssen, dass ist nichts für ihn. Er will kläffen und wichtig tun.

Wenn ich ihn aber anschaue, wahrnehme und manchmal sogar streichle, wird er ganz klein, fast unsichtbar und ich vergesse, dass man Haustiere auf Lebenszeit besitzt.

Neja

Aus Respekt vor dem echten schwarzen großen Hund, der sich von diesem Betrag diskriminiert fühlt;  hier ein Foto.

SAMSUNG

 Die verstehen sehr wenig, die nur verstehen, was sich erklären lässt.

Marie von Ebner-Eschenbach