
Von Knapp habe ich schon das Buch mit dem wunderschönen Titel: „Herrn Kukas Empfehlungen“, welches ich las, verkaufte und wieder kaufte, weil es mir fehlte. Dann steht noch ungelesen „Papiertiger“ im Regal und nun Franio. Ein optisch und haptisch schönes Bändchen. Der sehr schön gestaltete rot-weiße Umschlag und der irgendwie griffige Einband machen Buchlust. Ich habe es für 1,99 € von einem Grabbeltisch gerettet.
Ich liebe die Russen, ich liebe Osteuropa und in diesem Buch zeigt sich wieder mal warum. Fünf Geschichten, fünf liebenswerte Eigenbrödler, herrliche Dialoge und eine irre Handlung. Es gibt Tode, Verrückte, eisenbahnfahrende Vögel – sogar der Teufel mischt mit. Auf das Herrlichste gelingen Knapp typische Dialoge zwischen Einwohnern des Hinterwaldstädtchens Anin, dass einen Mikrokosmos der Welt abbildet. Die Einwohner teilen sich in Sturköpfe und Lebensweise oder sind beides. So richtig ist der Inhalt nicht beschreibbar; es werden alltägliche Situationen erzählt und dann passiert wieder etwas komplett Surrealistisches. Irgendwie liest es melancolisch, rührend und glücklichmachend. Entdeckt Franio, Herrn Muschek und den Mädchenschwarm Lukas und dann den ganzen Knapp.
Erst im Licht der Laternen entdeckte ich, dass es bloß ein alter Storch war. Er bewegte die seltsam ausgefransten Flügel müde hin und her. Als er über mir war, drehte er für einen Moment das Köpfchen und blickte auf mich herab. Er sah aus, als würde er im Schlaf fliegen, als würde er sich nicht dafür interessieren, was unter ihm lag, sondern nur dafür, wohin er flog.
Ganz beseelt grüßt Neja