
Meine Kinder gestalten ein Geburtstagsgeschenk für ihren Opa. Sie haben das Glück, mit zwei Großeltern aufzuwachsen und auch noch ihre Urgroßeltern einige Jahre erlebt zu haben. Die ersten Lebensjahre wohnten wir zu weit weg. Das Besuchen fiel beiden Seiten schwer. Mir, weil Reisen mit drei Kleinkindern einfach nicht schön ist und meinen Eltern, weil die weite Fahrt und der Aufenthalt in einer fremden Wohnung mit anderen Abläufen sie anstrengte. Vor 8 Jahren zogen wir in die Nähe meiner Familie und sehen uns seitdem mindestens einmal die Woche. Die Kinder lieben ihre Großeltern vorbehaltlos. Sie telefonieren und chatten mit ihnen und erzählen ihnen manchmal mehr als uns. Schenkten sie anfangs noch Bilder und Basteleien, wird es jetzt richtig praktisch mit Gutscheinen fürs Umgraben und Putzen. Regelmäßig übernachtet ein Kind dort und dies ist für beide Seiten die Chance, sich intensiv miteinander zu beschäftigten, was sonst in der Dreierkonstellation unterginge. Opa und Opa lernen etwas über Minecraft und meine Söhne verwenden plötzlich Wörter wie „Spitzbube“ oder „Stelldichein“. Die Kinder bekommen den Alterungsprozess der beiden mit und machen sich Gedanken und Sorgen, wie es ihnen in den nächsten Jahren gehen wird. Ich bin sehr dankbar für diese enge Bindung und meine Großfamilie.
Viele ältere Menschen haben viel seltener oder gar keinen Kontakt zu ihren Kindern oder Enkeln. Sie leben vereinsamt und isoliert in ihren Wohnungen und haben maximal Kontakt zu Pflege- und Versorgungsdiensten. Wenn dann auch noch die Mobilität eingeschränkt ist, fällt auch die Möglichkeit zum Rentnertratsch im Seniorentreff weg. Wo das Dorf oder die Kleinstadt vielleicht ältere Menschen in dieser Situation noch eher auffängt und in dörfliche Abläufe einbindet, sind allein lebende Senioren in der Großstadt anonym und nicht sichtbar. Je länger Menschen allein leben, desto schwerer fällt es ihnen, an Angeboten teilzunehmen oder einen Hilfebedarf zu formulieren. In Berlin gibt es den Verein „Silbernetz“ , der sich dieser Problematik annimmt. Ganz niedrigschwellig bietet der Verein durch Ehrenamtliche einen Telefonkontakt für ein persönliches und trotzdem anonymes Gespräch.
„Das Hilfetelefon gegen Einsamkeit im Alter in einem ersten Testlauf geschaltet. Tag und Nacht, rund um die Uhr. Unter der kostenfreien Rufnummer 0800 4 70 80 90 können ältere vereinsamte und isoliert lebende Menschen aus Berlin (Vorwahl 030) zum ersten Mal in dieser dunkelsten Zeit des Jahres bei Silbernetz anrufen, reden und erzählen, ihren Tag und ihre Sorgen teilen. „
Weiterhin gibt es es einen Freundschaftsdienst, bei dem einmal wöchentlich ältere Menschen für eine Stunde angerufen werden. Natürlich nur auf Wunsch. So entfällt die Schwierigkeit, selbst anrufen zu müssen.
Der Verein freut sich über Spenden für Headsets und die Anrufkoordination.
www. silbernetz.org
Schöne Feiertage wünscht euch Neja