Schlagwort-Archive: Kleidung

Drahtbügelamok

Standard
Drahtbügelamok

Boah, kennt ihr das? Ihr wollt ein Kleidungsstück aus dem Schrank ziehen und entweder hakt es wie die Hölle und ihr müsst ewig ziehen und zerren und/oder es kommen euch gleich mehrere Teile entgegengeschossen, die natürlich auch ineinander verwurschelt sind. Im schlimmsten Fall pieksen euch die Drahtbügelspitzen ins Gesicht.

Ich hatte den täglichen Nahkampf am Kleiderschrank satt. In einem Wutanfall riss ich alles, was irgendwie glänzte heraus und arbeitete mich daran ab, blutige Ritzer in den Händen inklusive.  Das Ergebnis war ein wirres-irres Knäuel, welches nicht einmal fotografierwürdig ist und die haptisch-motorische Aufarbeitung meines seit Jahren währenden Drahtbügelhasses darstellte.

Woher kommen die Dinger eigentlich? In den Kaufhäusern gibt es Plastikbügel, mit den dünnen Drahtteilen würden die armen Zurücksortiererinnen doch durchdrehen. Ich kann mich nicht erinnern, wie und woher unser Haushalt in den Besitz von ca. 50 Drahtbügeln kommt (jetzt nur noch 20, hähä).

Es gibt zwar nette DIY-Ideen wie diese hier, aber da dieser Blog ist ein gepflegter Anti-DIY-Blog ist und ich außerdem nicht mehr täglich die Objekte meines regelmäßigen Ärgers sehen möchte – ab in die Tonne.

Holzbügel besorgt, Kleiderschrank geordnet, einen kleinen Aufreger aus der Welt geschafft. Es wird.

Leichtmetallbefreit grüßt

Neja

*Reinigung, aha Reinigung (50 mal?)

Die Herrschaft über den Augenblick ist die Herrschaft über das Leben.

Marie von Ebner-Eschenbach

B.F. und B.G.

Standard
B.F. und B.G.

Ich nutze die Feiertage, um zu  Kinderkleidung auszusortieren und zum Verkauf einzustellen. Das kostet Zeit und Nerven, die ich aber jetzt gerade habe. Vorgestern schaffte ich ein paar Kisten und hatte ein merkwürdiges Erlebnis, was ich gerne löschen möchte.

Ich stellte gute, hochwertige Badekleidung meiner Tochter ein und es entwickelte sich folgender buchstabengetreuer virtueller Dialog:

B.F. „Hi. Ist noch sa“

Ich: “ Was möchten Sie?“

B.F. „Ich will die Wäsche kaufen.“

Ebay: „Sie hatten gestern Kontakt mit dem Interessenten B.F. Wir möchten Sie warnen, mit dem Interessenten Geschäfte abzuschließen, da er sich nicht an unsere Nutzungsbedingungen hält.“

Ich: „Hallo B.F. Ich werde mit Ihnen keine Geschäfte machen, da Sie die Ware unangemessen verwenden.“

B.G. „Hi. Ist noch da?“

Mir ist ganz komisch, zumal ich mit Klarnamen (zum Glück ohne genaue Adresse) inseriere. Ich habe das Angebot gelöscht. Denkt ihr das Gleiche wie ich? Ist es wirklich so einfach und bin ich wirklich so blöd?

Neja

Arglos ist man nur einmal, dann beginnt die Erfahrung.

Art van Rheyn

 

In der Klamottenhölle oder selber schuld

Standard
In der Klamottenhölle oder selber schuld

Ich war da. Zum ersten und zum letzten Mal. Ich war im geschmähtesten, verhasstesten, ausbeuteristischsten (ich weiß, die Steigerung gibt es nicht – finde ich aber hier angemessen) Billigklamottenladen überhaupt. PRIMARK. Das lag zum einem daran, aber auch an meiner Neugier. Ehrlich gesagt, wir waren in der Stadt und ich wollte das einfach mal sehen. Ich nahm mir zwei Alibi-Interessentinnen (12, 13, w) mit, die wirklich Spaß hatten und die Expedition als „schönsten Tag, seit sie denken können“ bezeichneten. Die Komponenten des Grauens kamen zusammen: Samstagnachmittag+3. Advent+Berlin – aber selber schuld. Wer nicht auf andere hören kann, muss wortwörtlich fühlen.

Im Laden waren nur unwesentlich weniger Kleidungsstücke als potientielle Käufer existent. Es wurde geschoben, getastet, gerochen, gerieben (an Kleidung wie an Menschen). Es gibt dort nicht nur Einkaufstaschen (die auch schon recht groß sind), sondern gleich ganze Trolleys, in denen der Fummel kiloweise hineingeworfen wird. Die Kassenschlangen sind dreireihig. Ich sah einen Mitarbeiter, der nur den Job hatte, sich hinter den jeweils letzten Wartenden anzustellen und ein Schild hochzuhalten, auf dem „Zu den Kassen“ stand. Die Musik kann man nicht beschreiben; es war immer die selbe Tonfolge, ziemlich schnell und wahrscheinlich euphorisierend wirkend (sollend). Ich stand eine Weile im Eingangsbereich und erlebte mehrfach die Szene, wie Familie frohgemut das Portal überquerten, die Väter und Männer angesichts des Gewühles schockgefroren stehenblieben und folgende Verabredungen trafen:

„Oh Schatz, das kannste mir nicht antun.“

„Nee, nee, keine zehn Pferde kriegen mich hier rein.“

„Alter, ich gloobs nich. Ne und tschüss.“

„Nee, ohne mich – in einer Stunde am Bierstand.“

„Mach diesmal keene Szene.“ (zur pubertierenden Tochter)

Alles in allem, eine Mischung aus KIK  und IKEA mit einem großen Weihnachtsmarkt vor der Tür. Damit wenigstens der Benzinverbrauch etwas gerechtfertigt wurde, habe ich mir einen Schal und Socken gekauft. Übrigens, meine Namensbedeutung: Neja = Synonym für doofe Sachen schönreden.

Mit abgeschreckten und schamvollen Grüßen

Neja

*So verwackelt wie das Foto aussieht, fühlte ich mich da drinnen.

Neben der edlen Kunst, Dinge zu verrichten, gibt es die edle Kunst, Dinge unverrichtet zu lassen.

Lin Yu-Tang