Archiv der Kategorie: Allgemein

Montagsfoto 11- ZWISCHENZEIT

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weiße Kerzen Tannengrün

Ein Menschenleben füllt nicht hundert Jahre, doch immer ist es voll von tausend Jahren Sorge. Der Mittag kurz und lang die Nächte! Warum nicht greifst du nach der Lampe, gehst die kurzen Freuden dir suchen, wenn nicht heute? Was willst du warten Jahr um Jahr?                                                                                      Aus China

Freudig grüßt Neja

Das große Feuer- Vom Loslassen

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Das große Feuer- Vom Loslassen

Ich habe seit einigen Monaten so ein Gefühl mein Leben ordnen und meine Vergangenheit sortieren zu müssen. Dabei bin ich noch lange nicht 50. Liegt es daran, dass seit einem Jahr alles so ziemlich in geordneten Bahnen verläuft und wahrscheinlich auch so bleiben wird? Weil Ruhe einkehrt und ich keine Existenzangst mehr habe? Nach der Pawlowschen Bedürfnispyramide bin ich in kurzer Zeit ein paar Stufen nach oben geklettert. Wieso denke ich schon dran, Zeug für meine „Enkel“ zu sichern – meine Kinder sind 14! Ist das diese Midlifecrisis?

Da ich manische Sammlerin von Erinnerungen bin, finden sich im Keller dutzende Kisten mit Kram. Der Kram besteht hauptsächlich aus Karten, Papieren, Kalender, Briefen, Eintrittskarten und kleinem Schnickschnack wie Anstecker etc.  Natürlich gibt es auch noch etwas Kleidung oder Spielzeug von mir. Da ich jetzt beginne, Lieblingskleidung und Spielzeug meiner Kinder auszulagern, wird der Platz knapp. Fakt ist, etwas muss was weg – und am besten viel. Es schmerzt mich aber immer, diese Kisten zu öffnen und durchzuschauen. Dabei hatte ich eine wirklich schöne Kindheit/Jugend und auch danach sind mir nicht die ganz schlimmen Sachen passiert. Natürlich hat mich das Leben ab und zu gebeutelt, aber davon befindet sich wenig in den Kisten.

Die Vergangenheit zu bewerten und dann in die Kiste oder in die Tonne wegzuordnen,   ist ein emotionaler Kraftakt für mich. Ich tue mich schwer. Leicht entschieden ist bei Post, deren Absender mir nichts mehr sagt. Einladungen von alten Arbeitgebern, Fotos von Kindern der Großfamilie, die ich nicht kenne – weg.

Aber Independentzeitschriften, die schon eingestellt sind? Kalender, die mein Studentenleben präzise nachzeichnen? Meine liebsten Kinderbücher, die meinen Kindern nichts mehr sagen? Sagen sie mir noch was, außer dass ich mich während des Lesens wohlgefühlt habe, weil ich am Ofen saß und meine Oma grade buk? Warum zieht es im Herzen, wenn es doch so schön war? Erinnern ist schön und schwer. Jedes betrachtete Stück wird emotional gewogen und wandert dann doch oft zurück, um bis zum nächsten Durchlauf zu schlummern.

Da ich aber um die befreiende Wirkung des Loslassens weiß und diese auch suche, wird es im Frühling ein Feuer für das Aussortierte geben. Der Kram hat nur immateriellen Wert und nützt anderen nichts (solche Sachen gebe ich schnell und großzügig weiter). Ich werde eine Tasse zerschmettern, ins Feuer starren und mich an der Gegenwart freuen.

Etwas rührselig grüßt Neja

 

Die Erinnerung ist ein oft geflickter Maschendrahtzaun.“                          Brigitte Fuchs

Ich bin wieder bunt

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Ich bin wieder bunt

Vor zwei Jahren erschien hier der erste Text. War ich am Anfang noch produktiv und euphorisch, nahm mich das Leben mit seinen großen und kleinen Tälern so in Anspruch, dass ich mich hier nicht mehr äußern konnte. Das und das und dann doch wieder das  brachten mich an den Rand meiner Kräfte. Wünsche anderer und eigene Ansprüche  konnten nicht erfüllt werden. Tränen, Schweigen und Verlorengehen . Dann traf ich eine Entscheidung. Ich hatte plötzlich Zeit mein Leben zu  betrachten und zu sortieren. Ich verabschiedete manches und lernte mich  zu schützen. Ich weiß, was mir gut tut (Ruhe, Alleinsein, Ruhe, Ruhe) und setzte es durch.

Nun bin ich wieder bunt. Seit einem Jahr in festen Arbeitstrukturen, ohne Existenzangst und mit gutem familiären Rückhalt, erfahre ich Wertschätzung für mein Wesen und meine Arbeit.  Ich empfinde ich große Dankbarkeit über diesen Lebensverlauf. Wichtig dabei war, dass ich die Prozesse aktiv gestaltetet habe – so habe ich z.B. gekündigt (ohne Aussicht auf einen neuen Job). Einen großen Schub Richtung Besserung hat gebracht, dass ich nicht Entscheidungen abgewartet und dann passiv erduldet habe, sondern ich mich entschieden habe. Und zwar mit allen Konsequenzen und ohne Plan B gegen die damalige Situation.

Ich bin weicher, aber gleichzeitig auch stärker geworden. Ein Beispiel: Hat mir früher eine Tasse mit einem zierlichen floralem Muster gefallen, habe ich mir nicht erlaubt, sie zu kaufen, weil unser Geschirr doch sehr schlicht ist und ich nicht wusste, was der Mann über diesen „Weiblichkeitsausbruch“ so denkt. SO WHAT! Es ist nur eine Tasse und wenn sie mir eine schöne Stunde beschert, her damit. Seitdem habe ich mindestens drei derartige Exemplare erworben und unser Tassenregal ist durcheinandergewürfelt und bunt. SO WIE ICH.

Hier wird es jetzt wieder regelmäßige Post und Buchrezensionen geben, ich freue mich drauf.

Herzliche Grüße

Neja

„Nur ein stilles Wasser wird wieder klar.“