Archiv der Kategorie: Kinder

Der doch nicht FSK-Hasspost

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Der doch nicht FSK-Hasspost

Da wollte ich doch so einen richtigen schönen Hasspost über die FSK schreiben und noch ein bisschen über die Geldgier des örtlichen Kinobetreibers wettern. Zum Glück habe ich in alter Journalismusmanier vorher noch ein bisschen recherchiert und muss nun kleinlaut gestehen, dass mich meine mütterliche Wut gepaart mit Halbwissen fast an den Rand des Peinlichkeitsabgrundes gebracht hätten.

Folgendes trug sich zu: die Söhne sahen den neuen Star Wars Film (der im Übrigen “ endkrass“ ist und sie sind die Experten). Die Söhne sind elf einhalb (wirklich!) und gingen natürlich mit ihrem Personensorgeberechtigten ins Kino, der sie im Fall des Falles pädagogisch sensibel auffangen sollte. Der Fall trat ein – es war der Trailer des neuen de Caprio „The Revenant“ (FSK 16). Auch dieser Film soll gut sein – der Trailer war es nicht, was der Sorgeberechtigte bestätigte. Die Jungs waren so verstört, dass sie sich gar nicht mehr auf den Hauptfilm konzentrieren konnten. Zuhause erzählten sie nur von der Vorschau, in der ein Mensch vom Bären zerfetzt, ein Kind erschlagen wird und sich jemand aus einem Grab buddelt. Alptträume in den nächsten Nächten inklusive. Mein Mutterherz bebte und ich kombinierte: Hauptfilm ab 12 Jahre, Vorstellung um 20 Uhr – der Kinobetreiber will mit dem blutrünstigen Trailer älteres Publikum anlocken. Ist aber (zum Glück) nicht so.

Denn meine Recherche ergab:

  1. Film und Trailer bekommen eine seperate FSK- Einstufung, die sich oft unterscheidet.
  2. Zu „The Revenant“ gibt es 13 (!) unterschiedliche Trailer.
  3. Alle diese Trailer sind mit FSK 12 eingestuft.
  4. Der Kinobetreiber hat alles richtig gemacht.
  5. Ich bin wahrscheinlich zu weich.

Ich sattelte mein Pferd also wieder ab, löschte die Fackel und zerriss das Protestschreiben.

Mit entschuldigenden Grüßen nach Wiesbaden

Neja

 Es ist dumm, sich über die Welt zu ärgern. Es kümmert sie nicht.

Marc Aurel

 

Die heilige Mörderpuppe

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Die heilige Mörderpuppe

24. Dezember – Pflichtveranstaltung Krippenspiel. Hatte ich mich schon im vorigen Jahr bis zur Übelkeit geärgert, da ich von der Empore aus einen Teeangerbesucher erblickte, der während der Predigt „Temple Run“ spielte, schleppte mich ich dieses Jahr mit schlimmen Vorahnungen ins heilige Gemäuer. Drei von drei Kinder waren am Schauspiel beteiligt – beste Voraussetzung, in die Kirchgeschichtsschreibung mit „Das Jahr, in dem…“ einzugehen.

Da standen sie nun alle drei vorn – von 300 Augen beäugt, die sich schon etwas Action für ihre Kollekte erwarteten, weil schon im letzten Jahr diese auffälligen Kinder da waren und dann….

Es begann ganz unauffällig, vom gewohnten Popeln und Pokratzen der Söhne abgesehen. Ich wähnte mich schon in Sicherheit, als das (lange!) Abschlußlied der Kinder angestimmt wurde. Um alle Eltern rührselig zu stimmen, wurden das Saallicht gelöscht und den Kindern Knicklichter in die Hände gegeben. Während alle anderen Gören ihre Lichter brav schwenkten, zerbiss Sohn 1 sein Licht und schmierte sich den Inhalt ins Auge. Die fluozierende Flüssigkeit ließ eine Gesichthälfte im Dunkel leuchten, so dass er aussah wie das Phantom der Oper. Abgesehen davon brannte das Zeug wie verrückt und er boxte sich brüllend den Weg von vorn durch die rappelvolle Kirche zu den rettenden Eltern frei. Diese wollten in dem Moment nicht unbedingt seine Eltern sein. Sohn 2 brüllte und boxte aus Solidarität mit.  Die folgenden 10 min sind meiner überlebensnotwendigen Kinderamnesie zum Opfer gefallen.

Als wir zum Ende der Veranstaltung unsere Tochter holten, berichtete diese vom tollen, so gar nicht langweiligen Krippenspiel in diesem Jahr. Die Aktion ihrer Brüder konnte sie nicht meinen – dazu war sie zu abgehärtet. Als ich nach dem Grund fragte, antwortete sie stolz: „Ich hab die ganze Zeit unter dem Altar mit Joseph und dem Babyjesus „Chucky die Mörderpuppe“ gespielt.“

Immer noch rot

Neja

* Pädagogischer Hinweis: Die Tochter kennt weder die Figur, geschweige denn den Film von Chucky. Das muss der Einfluss dieses Joseph sein. Tzz..

Die Lebensspanne ist dieselbe, ob man sie lachend oder weinend verbringt.

Aus Japan

B.F. und B.G.

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B.F. und B.G.

Ich nutze die Feiertage, um zu  Kinderkleidung auszusortieren und zum Verkauf einzustellen. Das kostet Zeit und Nerven, die ich aber jetzt gerade habe. Vorgestern schaffte ich ein paar Kisten und hatte ein merkwürdiges Erlebnis, was ich gerne löschen möchte.

Ich stellte gute, hochwertige Badekleidung meiner Tochter ein und es entwickelte sich folgender buchstabengetreuer virtueller Dialog:

B.F. „Hi. Ist noch sa“

Ich: “ Was möchten Sie?“

B.F. „Ich will die Wäsche kaufen.“

Ebay: „Sie hatten gestern Kontakt mit dem Interessenten B.F. Wir möchten Sie warnen, mit dem Interessenten Geschäfte abzuschließen, da er sich nicht an unsere Nutzungsbedingungen hält.“

Ich: „Hallo B.F. Ich werde mit Ihnen keine Geschäfte machen, da Sie die Ware unangemessen verwenden.“

B.G. „Hi. Ist noch da?“

Mir ist ganz komisch, zumal ich mit Klarnamen (zum Glück ohne genaue Adresse) inseriere. Ich habe das Angebot gelöscht. Denkt ihr das Gleiche wie ich? Ist es wirklich so einfach und bin ich wirklich so blöd?

Neja

Arglos ist man nur einmal, dann beginnt die Erfahrung.

Art van Rheyn

 

Zuviel Kinderei

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Zuviel Kinderei

Feiertage – Zeit, Daueressen, zuviel Medien glotzen und die ständige Präzens aller Familienmitglieder. Hab ich mir zwar gewünscht, nun war es mir doch zuviel. Der Mann schlug einen Spaziergang im Dunkeln vor. Die Kinder nahmen den Hund und Taschenlampen mit. Gut gedacht, dachte ich. Die ersten 10 min konnte ich das Draußensein genießen, dann begann die natürliche Abfolge variabler kleinen Katastrophen, die immer (wirklich immer!) eintreten, wenn alle fünf Familienmitglieder zusammen sind. Diesmal stolperten die Eltern in die Kinderfersen, diese verfingen sich in der Hundeleine und zerbrüllten zartes Entengequake. Zu allem Überfluss begann der Nachwuchs in Erwartung des versprochenen Kinobesuches mit den Taschenlampen Lichtschwertkämpfe auszutragen und blendeten dabei oft unsere Augen. Mir wurde schnell schwindlig und der Ärger wuchs wie die Lautstärke der Kinder. Ich kehrte alleine um und genoß die 10 Minuten Rückweg; machte gar noch einen Umweg, um das Gefühl von Dunkelheit und Ruhe auszukosten. Allein im absolut stillen Haus, mit der Wärme des Kachelofens, dem Restduft des Mittagessens und dem Glitzen des Geschenkpapiers, vermisste ich sie schon wieder.

Ich kann nicht mit und nicht ohne sie.

 

Gib den Füßen Ruhe, aber auch dem Herzen.

Aus Nigeria