Archiv für den Monat Dezember 2015

Die Abrechnung – Einstieg oder Dispoliebe

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Die Abrechnung – Einstieg oder Dispoliebe

Ich habe kein Geld. Ich habe natürlich Geld, aber da es so wenig ist, kommt es mir so vor, als ob ich gar kein Geld habe. Nichts Neues, werde viele seufzen, da geht es dir wie mindestens 50 Millionen anderen im Land.

Für mich ist dieser Punkt ein gravierendes Lebensdefizit, denn ich nicht länger so hinnehmen will. Ich bin Akademikerin und habe eine Menge Berufserfahrung. Momentan arbeite ich im sozialen Bereich in einer Führungsposition und habe manchmal faktisch weniger als meine Klienten. Ich möchte mir bei meinem Aufgabenpensum und Verantwortungsbereich nicht den Kopf zerbrechen müssen, ob es für Kinderschuhe oder den Friseurbesuch reicht. Tut es nicht, denn der Dispo ist mein bester Freund.

Pekuniär besteht dringender Handlungsbedarf:

  1. Im Januar steht ein Personalgespräch mit Gehaltsverhandlung an, über dessen Vorbereitung es noch einen Post geben wird. (Edit: schon passiert.)
  2. Ich muss mir 2016 weitere Einnahmequellen erschließen, von denen ich bisher weder das WAS noch das WANN weiß, wobei zweiteres bei meinem Alltag fast noch bedeutender ist.
  3. Ich werde noch genauer auf meine Ausgaben gucken und hier monatlich Rechenschaft ablegen. Wie schnell ist nach einem blöden Tag der Online-Einkaufswagen beim großen bösen Händler mit o,o3 Cent Büchern gefüllt (die Versandkosten verdränge ich grundsätzlich), die dann wieder auf dem ungelesen Stapel landen und vielleicht hier vorgestellt werden. Das Ganze läuft unter dem Titel Die Abrechnung und soll inhaltlich bitte von euch kritisch kommentiert werden.

Danke.

Neja

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*Auf dem Foto seht ihr die Sparbüchsen der Familie. Ich habe keine.

Geld hat an und für sich noch nie jemanden glücklich gemacht, aber es hat mir stets ein Gefühl der Sicherheit gegeben und auf diese Weise meine Fähigkeit zum Glücklichsein gesteigert.

Audrey Hepburn

Buch der Woche- Einstieg

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Buch der Woche- Einstieg

Ich habe 1000 Bücher und nochmal weitere 1000 gelesen. Ich fraß mich durch Stadtteilbibliotheken und verschlang Literaturkanons. Im Alter von 12 Jahren übergab man mir den Schlüssel und die Verwaltung unserer Dorfbibliothek, da ich mich sowieso die meiste Zeit darin aufhielt. So hatte ich endlich Gelegenheit, ungestört diesen komischen Zola nach noch komischeren Stellen zu durchblättern, bevor Frau Müller nach einem neuen Bastelbuch kam und ich ihren Namen und das Ausleihdatum auf so ein Pappkärtchen schrieb, welches man einer Lasche im Buch entnahm und dann in einen Karteikasten einsortieren musste. Jaa, alles noch manuell damals.

Also damals hat mich Bücherstaub angefixt und bis heute nicht mehr losgelassen. Ich tat manchmal nichts anderes als Lesen. Früh stellte ich mir einen Wecker, um vor der Schule noch Inhalt zu saugen, tagsüber malte ich mir aus, wie es weiterging und war ganz bei den Figuren und am Nachmittag bis in die Nacht überprüfte ich dann meine Theorien am Buch. Ein Meisterstück, um meine Sucht zu überspielen, war die Tarnung durch vermeintliche Haustätigkeiten. Ich lies den Staubsauger 30 Minuten laufen, lag daneben und las. Während ich mich in Studentenzeiten durch zwei Bücher täglich (keine Fachliteratur) arbeitete, sind es heute nur noch die 10 min vor dem Einschlafen.

Das möchte ich ändern. Ich möchte den Stapel neben meinem Nachtschrank (siehe Foto) abbauen und ich möchte die euphorisch aus der Bibliothek mitgenommen Bücher nicht nach dreimaliger Verlängerung wieder ungelesen abgeben müssen. Ich werde ab jetzt jede Woche ein Buch aus meinen Regalen oder von meinen Stapeln ziehen und etwas dazu schreiben. Wenn ich Pech habe, habe ich das Buch noch nicht mal gelesen oder seinen Inhalt vergessen. Dann muss ich das eben nachholen.

Nehmt mich beim Wort.

Ich freue und fürchte mich.

Neja

Hast du ein Gärtchen und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen.

Cicero

 

Die Käse-Sherry-Diät

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Die Käse-Sherry-Diät

Ich bin dick, übergewichtigt, adipös – da beisst die Maus keinen Faden ab. Wenn sogar Oberteile in Größe 48 spannen, kann man nichts mehr schönreden. Das Leiden fing mit meiner ersten eigenen Wohnung an, als ich meine neue Freiheit wortwörtlich verstand und Wochen mit Studiumschwänzen, Dauerfernsehen und Essen verbrachte. Die ersten Punkte habe ich Dank Ehrgeiz-und Geschmacksbildung überwunden, am Essen hänge ich nach wie vor. Vor der Hochzeit schaffte ich mit einem Zweitwohnsitz im Fitnesstudio 5 Kilo abzubauen, um mir dann in der ersten Schwangerschaft hemmungslos jede Nacht einen Tetrapack Grießbrei (ja, es ist eklig) reinzuhauen. Dann sah man mich gutgläubig strampelnd auf dem Balkon oder mit dem Kindewagen joggend im Wald, nur um 15 Monate später erneut schwanger zu werden. Seitdem probiere ich systematisch alles aus, was das Marktsegment hergibt. Einstiegspräperate kaufte ich in der Drogerie oder die ominöseren Sachen später im Internet. Natürlich versuchte ich technikgestütztes Movement (unmotiviertes Schlurfen mit dem Handyantreiber in der Hand) oder Sport in der Gemeinschaft – ich habe mittlerweile meine dritte Fitnesstudiomitgliedschaft ausgesessen. Ich ließ mich akupunktieren, hypnotisieren, sogar operieren. Der Klassiker sind natürlich Diäten oder ganze Ernährungskonzepte, die mich schon ein halbes Leben begleiten. Ich war stolze Besitzerin eines Büchlein mit dem Titel „Die hundert besten Diäten“, durch das ich mich arbeitete. Ziemlich am Anfang stieß ich auf die Käse-Sherry-Diät, welche darin bestand, den ganzen Tag nur eine bestimmte Käsesorte zu essen (welche, habe ich aus Scham verdrängt) und eine nicht unbeträchtliche Menge Sherry dazu zu trinken. Ich hielt gerade den zweiten Teil vorbildlich ein und war eine Woche dermaßen berauscht, dass jegliches Hungergefühl betäubt wurde. Geht doch, sollte ich mal wieder machen.

Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.

Teresa von Avila

Zuviel Kinderei

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Zuviel Kinderei

Feiertage – Zeit, Daueressen, zuviel Medien glotzen und die ständige Präzens aller Familienmitglieder. Hab ich mir zwar gewünscht, nun war es mir doch zuviel. Der Mann schlug einen Spaziergang im Dunkeln vor. Die Kinder nahmen den Hund und Taschenlampen mit. Gut gedacht, dachte ich. Die ersten 10 min konnte ich das Draußensein genießen, dann begann die natürliche Abfolge variabler kleinen Katastrophen, die immer (wirklich immer!) eintreten, wenn alle fünf Familienmitglieder zusammen sind. Diesmal stolperten die Eltern in die Kinderfersen, diese verfingen sich in der Hundeleine und zerbrüllten zartes Entengequake. Zu allem Überfluss begann der Nachwuchs in Erwartung des versprochenen Kinobesuches mit den Taschenlampen Lichtschwertkämpfe auszutragen und blendeten dabei oft unsere Augen. Mir wurde schnell schwindlig und der Ärger wuchs wie die Lautstärke der Kinder. Ich kehrte alleine um und genoß die 10 Minuten Rückweg; machte gar noch einen Umweg, um das Gefühl von Dunkelheit und Ruhe auszukosten. Allein im absolut stillen Haus, mit der Wärme des Kachelofens, dem Restduft des Mittagessens und dem Glitzen des Geschenkpapiers, vermisste ich sie schon wieder.

Ich kann nicht mit und nicht ohne sie.

 

Gib den Füßen Ruhe, aber auch dem Herzen.

Aus Nigeria

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Ka:lei:do:s:kop

Substantiv (das)

1.ein optisches Spielzeug, in dem sich bunte Glassteine befinden, die man durch Drehen bewegen kann, so dass durch sich verändernde Spiegelungen stets neue Muster erscheinen.

2. ein bunter Wechsel verschiedener Bilder, Eindrücke o. Ä.

Mein Kopf kommt mir manchmal wie dieses Spielzeug vor – so viel gesehen, geredet, entschieden, erlebt, gehört, gelesen, getan, gekauft, genossen.
Ich möchte hier mit euch meinen Kopfinhalt reflektieren, sortieren, speichern oder löschen. Mein Leben ist so voll und schnell, dass mir die meisten schönen Muster meines Lebenskaleidoskops nicht mehr auffallen. Hier soll Platz für sie sein.
Es wird immer einen Text, ein Foto und ein Zitat geben, unregelmäßig, technisch nicht ausgefeilt, aber mit ganzem Herzen.

Ich freue mich.

Neja

Raste von Zeit zu Zeit und warte, bis dich deine Seele wieder eingeholt hat.

Indianische Weisheit

Kaleidoskop