Archiv der Kategorie: Kritik

Über die Unwichtigkeit von Zahnpastaflecken

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Über die Unwichtigkeit von Zahnpastaflecken

Wie oft wollt ihr eure Familie tauschen? Zweimal im Jahr, dreimal im Monat, täglich?

Bei mir war es gestern wieder soweit. Während ich wehmütig den Weihnachtsschmuck wegräumte, tobte es um mich herum (kindlich), zickte es schnippisch (pubertär) und grummelte es (midlifekriselig). Die erste Kugel zerschellte, die Tür knallte und der Kater kämpfte mit dem Hund, welcher wiederum vor Angst seinen Fressnapf umstieß. Da dachte ich sehr sehr intensiv: am liebsten möchte ich euch alle in die Kisten packen, ganz hoch auf das Regal stellen und erst zum Jahresende wieder hervorholen. Oder ich packe mich ein paar Monate ein und entspanne mich neben Filzschaaf und Nudelengel. Die geben keine Widerworte und verursachen keinen Trubel. Auf den vielen Strohsternen liegt es sich bestimmt gut.

Warum ist es bei uns oft so laut, so chaotisch und so unpädagogisch? Benahmen sich die vielen Gastkinder, die über Silvester da waren, so? Benahmen sich deren Eltern so? Kann ich nicht für vier Wochen in eine Familie tauschen, wo das Essen ohne Nörgeln und der Abend ohne Meckern und Schreien abläuft? Gibt es Grundschulkinder, die nicht jedesmal, wirklich jedesmal das Waschbecken voller Zahnpasta hinterlassen? Wo der Kater immer das Katzenklo trifft und der Gatte am Abend nicht eine Stunde braucht, um sich wieder an die Familie zu gewöhnen? Aber diese Superkinder würden aus Streberhaftigkeit bestimmt keine Erdbeereisregenbilder in ihre Schulhefte malen, welche die Lehrer bemeckern, ich aber zauberhaft finde. Diese Kinder würden mir keine krummen „maschasche“- Gutscheine anfertigen und auch einlösen. Das Teenikind wäre zwar nicht widerborstig, würde sich aber auch nicht trauen, mit mir seine geheimsten Gedanken und erstaunlich tiefe philosophischen Fragen zu besprechen. Der Superduperehemann würde sich zwar jederzeit pädagogisch wertvoll mit den Kindern beschäftigen, hätte aber Schiss, verrückte und manchmal leicht gesetzeswidrige Abenteueraktionen durchzuziehen, an die sich die Kinder ganz sich ihr Leben lang erinnern werden.

Am nächsten Morgen sah ich die Entschuldigungsbriefchen, in denen mehr Buchstaben falsch als richtig waren, den Frühstückstisch mit Servietten und Rührei und den plötzlich aufgetauchten Tulpenstrauß. Sogar die Viecher fraßen einmütig aus einer Schüssel.

Ich atmete tief durch und beschloss: „Na gut, über den Sommer behalt ich euch doch. Her mit der Handbürste!“

Neja

Die meisten Menschen sind so glücklich, wie sie es sich selbst vorgenommen haben.

Abraham Lincoln

Abschied oder Smalltalk Tabus

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Abschied oder Smalltalk Tabus

Liebe Freundin,

es ging schnell mit uns. Ich konnte gar nicht fassen, dass ich mit über 40 Jahren noch mal eine enge Freundin finde. Du stolpertest mir über den Weg und innerhalb kürzester Zeit hatten wir unsere Familien verzahnt und uns im nächtelangen Einsatz unser Leben erzählt. Schnell sehr vertraut, schnell sehr persönlich – weil du so unkompliziert und neugierig auf uns warst. Konnte es sein, dass es (neben meinem unerreichten Gemahl) jemanden gab, der meine nicht ganz so einfache Sicht und Einstellung teilte, der meine Sätze ergänzte? Wir lachten, tranken und redeten viel in diesen zwei Sommern und erreichten rasend schnell eine Stufe der Vertrautheit, die in andere Freundschaften in 20 Jahren wächst. Unserem Umfeld war das unheimlich und einige kamen auch mit deiner speziellen Art nicht zurecht. Bei unseren letzten Treffen war auch ich nicht mehr so unbeschwert, da ich deine Neugier zunehmend belastend empfand. Ich hatte das Gefühl, mich für vieles erklären und rechtfertigen zu müssen und die Leichtigkeit in unseren Gesprächen war vorbei.

Und dann kam dieser Sommerabend. Laue Luft und Laternen. Ich war diesmal ganz unvoreingenommen und freute mich riesig auf dich. Wir redeten und tranken und das in loser Folge, schnell und viel. Noch vor Mitternacht stolperten wir über ein klassisches Smalltalk Tabu, obwohl wir über diese Stufe längst hinaus waren, sie eigentlich nie probiert hatten. Politik. Ich sagte was Doofes, du sagtest was Doofes und am Schluss etwas ziemlich Gemeines. Dann nur noch Tränen. Seitdem haben wir uns nicht mehr gesehen. Seitdem habe ich mir fast jeden Tag den Kopf zerbrochen, was da eigentlich passiert ist. Was schwelte da die ganze Zeit, was jetzt zu explosiv zum Ausbruch kam? Du löstest zum Leidwesen aller Kinder die Familienconnections und zeigtest kein Interesse an einer Aussprache. Ich fühlte mich geschockt, wütend, traurig – fand aber keinen Weg, dich in mein Leben zurückzuholen.

Ich danke dir, dass du ein großes Problem für mich geklärt hast. Ich danke dir für Tage am See und Nächte am Feuer. Deine Offenheit hat mich angesteckt und ich übernahm sogar einige deiner Sprachticks.

Ich danke für die Erfahrung. Aber nun ist es genug.

Neja

Einen richtigen Abschied erkennt man daran, daß er nicht mehr weh tut.

Hans Noll

Buch der Woche 1 -Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

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Buch der Woche 1 -Wolfgang Herrndorf: Arbeit und Struktur

Das fängt nicht gut. Das erste Buch in meiner BdW-Reihe und ich habe nicht geschafft, es (ganz) zu lesen. Die Gründe sind ehrenhaft, doch dazu später.

Von Herrndorf steht schon seit Jahren sein dünnes Taschenbuch „In Plüschgewittern“ im Regal. Ich las es einmal und sortiere es aufgrund des Sujets (sensibler Mann verliert und findet sich in Kunst, Drogen, Frauen..) neben Matthias Altenburg und Joachim Lottmann ein. Gut und schnell lesbar, einige Anstreichstellen, aber nichts mit Sog.

Anders dann „Tschick“, welches mir schon länger bekannt war, aber Zeit brauchte, sich im Lesestapel nach oben zuarbeiten. Dieses Buch verschlang ich – ein Zustand, denn ich seit frühester Kindheit kenne, denn aber heute immer weniger Bücher in mir auslösen. Ich erinnere mich an die Rahmenhandlung, die mir verrückt, unmöglich, aber gerade deshalb möglich erschien. War da nicht eine Wartburgverfolgungsjagd im Braunkohlegebiet? Die intensiven Gefühle, Dialoge und Taten von Hauptperson, russischem Freund und Müllmädchen, die man nur in einer bestimmten Altersspanne genauso fühlt, sind mir bis heute im Gedächtnis.

Seinen nächsten Roman „Sand“ las ich nicht: damals bewusst, aber vielleicht hole ich es nach. Und dann die Diagnose und der Blog. Erschüttert und voller Respekt  verfolgte ich die Meldungen über sein Tun. Wie ich im Umgang mit Krankheit und dem Tod sozialisiert worden bin, übte ich mich auch hier in Ignorieren und Verdrängung. Ich traute mich nicht einmal, intensiv auf seinem Blog zu lesen – ich hielt das Gefühl nicht aus, einem Todgeweihten beim bewussten Sterben zuzusehen..

Die Todesnachricht, dann das Buch. Zweieinhalb Jahre schlich ich drumherum, bevor ich den Mut hatte, es auszuleihen. Zu Hause lag es noch einige Wochen unaufgeschlagen und konfrontierte mich mit meiner Urangst vor Krankheit, Leiden, Schmerz und Sterben. Ich machte zweimal den Versuch zu lesen – schaffte aber nicht mehr als ein paar Seiten. Der harmlose Einstieg im Pinguinkostüm, zwischendurch sensible Naturskizzen, das Ab und Auf der Krankheitsgeschichte und dann die bis zum Schluss so klar reflektierenden Selbstbeschreibungen.

Ich las die Anmerkungen und schloss das Buch tieftraurig. Andererseits auch unendlich beeindruckt von der Klugheit, Menschenliebe und Schaffenskraft Herrndorfs und seinem schlussendlichen Mut.

Und immer wieder vergesse ich die Sache mit dem Tod. Man sollte meinen, man vergesse das nicht, aber ich vergesse es, und wenn es mir wieder einfällt, muss ich jedes Mal lachen (…). Denn es geht mir ja gut.

Wolfgang Herrndorf

Traurig grüßt Neja

 

 

Der doch nicht FSK-Hasspost

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Der doch nicht FSK-Hasspost

Da wollte ich doch so einen richtigen schönen Hasspost über die FSK schreiben und noch ein bisschen über die Geldgier des örtlichen Kinobetreibers wettern. Zum Glück habe ich in alter Journalismusmanier vorher noch ein bisschen recherchiert und muss nun kleinlaut gestehen, dass mich meine mütterliche Wut gepaart mit Halbwissen fast an den Rand des Peinlichkeitsabgrundes gebracht hätten.

Folgendes trug sich zu: die Söhne sahen den neuen Star Wars Film (der im Übrigen “ endkrass“ ist und sie sind die Experten). Die Söhne sind elf einhalb (wirklich!) und gingen natürlich mit ihrem Personensorgeberechtigten ins Kino, der sie im Fall des Falles pädagogisch sensibel auffangen sollte. Der Fall trat ein – es war der Trailer des neuen de Caprio „The Revenant“ (FSK 16). Auch dieser Film soll gut sein – der Trailer war es nicht, was der Sorgeberechtigte bestätigte. Die Jungs waren so verstört, dass sie sich gar nicht mehr auf den Hauptfilm konzentrieren konnten. Zuhause erzählten sie nur von der Vorschau, in der ein Mensch vom Bären zerfetzt, ein Kind erschlagen wird und sich jemand aus einem Grab buddelt. Alptträume in den nächsten Nächten inklusive. Mein Mutterherz bebte und ich kombinierte: Hauptfilm ab 12 Jahre, Vorstellung um 20 Uhr – der Kinobetreiber will mit dem blutrünstigen Trailer älteres Publikum anlocken. Ist aber (zum Glück) nicht so.

Denn meine Recherche ergab:

  1. Film und Trailer bekommen eine seperate FSK- Einstufung, die sich oft unterscheidet.
  2. Zu „The Revenant“ gibt es 13 (!) unterschiedliche Trailer.
  3. Alle diese Trailer sind mit FSK 12 eingestuft.
  4. Der Kinobetreiber hat alles richtig gemacht.
  5. Ich bin wahrscheinlich zu weich.

Ich sattelte mein Pferd also wieder ab, löschte die Fackel und zerriss das Protestschreiben.

Mit entschuldigenden Grüßen nach Wiesbaden

Neja

 Es ist dumm, sich über die Welt zu ärgern. Es kümmert sie nicht.

Marc Aurel

 

Glückliche Hühner

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Glückliche Hühner

Der Spaziergang führte mich wie so oft an einem sehr kargen Hühnerauslauf vorbei. Das Federvieh ist  ein Fall für den Tierschutz- zerrupft und unterernährt. Der Boden ist nur mit zigfach durchwühlter trockener/schlammiger Erde bedeckt, in der schon lange kein Wurm oder Käfer mehr lebt. Die  Kämme der Tiere hängen runter und sie drängen sich vor ein Loch, aus dem wahrscheinlich ab und zu Abfälle gefüttert werden. Trotzdem geht es ihnen immer noch viel besser als vielen Millionen Artgenossen in den Legebatterien. Alles ist grau – der Boden, die Hühner, meine Stimmung.Was tun? Beim Halter klingeln? So wie das Gehöft aussieht, geht es ihm nicht besser als seinen Viechern. Täglich heimlich füttern? Ein Loch in den Zaun schneiden, auf dass sich der Fuchs freut? So war das mit den freilaufenden Hühnern wohl nicht gemeint.

Sobald jemand vorbeikommt, rennen die Tiere aufgeregt an den Zaun, in der Hoffnung, dass doch mal etwas Grünes herüberfliegt. Heute tat ich ihnen den Gefallen und rupfte vom Weg ein paar nasse Grasbüschel. Die älteren Hühner stürzten sich schnell und (wie mir schien freudig) gackernd auf das Grünzeug. Die Junghühner peilten die Lage nicht so schnell und kamen zu spät. Also noch dreimal gerupft und dann freudig nach Hause marschiert.

Hühnerlady Neja

*Die Hühner auf dem Bild sind wirklich glücklich.

Große Dinge zerfallen in Kleine. Kleine zerbröseln in Staub.

Aus Japan

B.F. und B.G.

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B.F. und B.G.

Ich nutze die Feiertage, um zu  Kinderkleidung auszusortieren und zum Verkauf einzustellen. Das kostet Zeit und Nerven, die ich aber jetzt gerade habe. Vorgestern schaffte ich ein paar Kisten und hatte ein merkwürdiges Erlebnis, was ich gerne löschen möchte.

Ich stellte gute, hochwertige Badekleidung meiner Tochter ein und es entwickelte sich folgender buchstabengetreuer virtueller Dialog:

B.F. „Hi. Ist noch sa“

Ich: “ Was möchten Sie?“

B.F. „Ich will die Wäsche kaufen.“

Ebay: „Sie hatten gestern Kontakt mit dem Interessenten B.F. Wir möchten Sie warnen, mit dem Interessenten Geschäfte abzuschließen, da er sich nicht an unsere Nutzungsbedingungen hält.“

Ich: „Hallo B.F. Ich werde mit Ihnen keine Geschäfte machen, da Sie die Ware unangemessen verwenden.“

B.G. „Hi. Ist noch da?“

Mir ist ganz komisch, zumal ich mit Klarnamen (zum Glück ohne genaue Adresse) inseriere. Ich habe das Angebot gelöscht. Denkt ihr das Gleiche wie ich? Ist es wirklich so einfach und bin ich wirklich so blöd?

Neja

Arglos ist man nur einmal, dann beginnt die Erfahrung.

Art van Rheyn

 

Thank you, Hermesfrau

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Thank you, Hermesfrau

Es gibt so viele Menschen, die uns unterstützen und unseren vollgepackten Alltag etwas erleichtern:

  • die kleine und nicht mehr so rüstige Kernfamilie
  • die wenigen Freunde, die eine Karte schicken, Äpfel vor die Tür stellen oder auf einen Schnaps vorbeikommen
  • die Nachbarn, die im Alltag nicht so präsent sind, auf die man sich im Notfall (Baum fällt auf die Garage, Hund ist weggelaufen) verlassen kann
  • die Teenisitterin, welche streitende Kinder, streichelbedürftige Tiere, kochendes Essen und doofe Hausaufgaben gleichwertig im Blick hat
  • der Hundesitter, welcher unseren Hund täglich kostenlos und mit viel Freude ausführt
  • und zu guter letzt unsere Hermespostfrau: Eine bewunderswert agile Mitdreißigerin, die sich immer gut gelaunt und tapfer durchs Leben schlägt. Ich glaube, sie hat fünf Jobs. Schon früh im Dunkeln, wenn wir zu Schule und Arbeit fahren, treffen wir sie auf dem Fahrrad für den lokalen Postverteiler unterwegs. Dann ist ab Nachmittag mit dem Hermesauto in der Stadt unterwegs. In der Weihnachtszeit klingelte sie ganz verschämt und entschuldigend („Sie hätte noch Licht gesehen.“) nach 20.30 Uhr bei uns. Ich habe gelesen, dass die Hermeszusteller zu ihrem geringen Grundgehalt pro abgegebenen Päcken 50 Cent bekommen. Skandalös, wenn es wirklich so ist. Meistens kann man bei Bestellungen nicht selbst entscheiden, welcher Paketdienst liefern soll.  Ich habe ein schlechtes Gewissen, kann ihr aber nur mit netten Worten und einem großzügigen Trinkgeld in der Weihnachtskarte helfen.

Neja

Keine Schuld ist dringender als die, Danke zu sagen.

Cicero

In der Klamottenhölle oder selber schuld

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In der Klamottenhölle oder selber schuld

Ich war da. Zum ersten und zum letzten Mal. Ich war im geschmähtesten, verhasstesten, ausbeuteristischsten (ich weiß, die Steigerung gibt es nicht – finde ich aber hier angemessen) Billigklamottenladen überhaupt. PRIMARK. Das lag zum einem daran, aber auch an meiner Neugier. Ehrlich gesagt, wir waren in der Stadt und ich wollte das einfach mal sehen. Ich nahm mir zwei Alibi-Interessentinnen (12, 13, w) mit, die wirklich Spaß hatten und die Expedition als „schönsten Tag, seit sie denken können“ bezeichneten. Die Komponenten des Grauens kamen zusammen: Samstagnachmittag+3. Advent+Berlin – aber selber schuld. Wer nicht auf andere hören kann, muss wortwörtlich fühlen.

Im Laden waren nur unwesentlich weniger Kleidungsstücke als potientielle Käufer existent. Es wurde geschoben, getastet, gerochen, gerieben (an Kleidung wie an Menschen). Es gibt dort nicht nur Einkaufstaschen (die auch schon recht groß sind), sondern gleich ganze Trolleys, in denen der Fummel kiloweise hineingeworfen wird. Die Kassenschlangen sind dreireihig. Ich sah einen Mitarbeiter, der nur den Job hatte, sich hinter den jeweils letzten Wartenden anzustellen und ein Schild hochzuhalten, auf dem „Zu den Kassen“ stand. Die Musik kann man nicht beschreiben; es war immer die selbe Tonfolge, ziemlich schnell und wahrscheinlich euphorisierend wirkend (sollend). Ich stand eine Weile im Eingangsbereich und erlebte mehrfach die Szene, wie Familie frohgemut das Portal überquerten, die Väter und Männer angesichts des Gewühles schockgefroren stehenblieben und folgende Verabredungen trafen:

„Oh Schatz, das kannste mir nicht antun.“

„Nee, nee, keine zehn Pferde kriegen mich hier rein.“

„Alter, ich gloobs nich. Ne und tschüss.“

„Nee, ohne mich – in einer Stunde am Bierstand.“

„Mach diesmal keene Szene.“ (zur pubertierenden Tochter)

Alles in allem, eine Mischung aus KIK  und IKEA mit einem großen Weihnachtsmarkt vor der Tür. Damit wenigstens der Benzinverbrauch etwas gerechtfertigt wurde, habe ich mir einen Schal und Socken gekauft. Übrigens, meine Namensbedeutung: Neja = Synonym für doofe Sachen schönreden.

Mit abgeschreckten und schamvollen Grüßen

Neja

*So verwackelt wie das Foto aussieht, fühlte ich mich da drinnen.

Neben der edlen Kunst, Dinge zu verrichten, gibt es die edle Kunst, Dinge unverrichtet zu lassen.

Lin Yu-Tang

Die Abrechnung – Einstieg oder Dispoliebe

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Die Abrechnung – Einstieg oder Dispoliebe

Ich habe kein Geld. Ich habe natürlich Geld, aber da es so wenig ist, kommt es mir so vor, als ob ich gar kein Geld habe. Nichts Neues, werde viele seufzen, da geht es dir wie mindestens 50 Millionen anderen im Land.

Für mich ist dieser Punkt ein gravierendes Lebensdefizit, denn ich nicht länger so hinnehmen will. Ich bin Akademikerin und habe eine Menge Berufserfahrung. Momentan arbeite ich im sozialen Bereich in einer Führungsposition und habe manchmal faktisch weniger als meine Klienten. Ich möchte mir bei meinem Aufgabenpensum und Verantwortungsbereich nicht den Kopf zerbrechen müssen, ob es für Kinderschuhe oder den Friseurbesuch reicht. Tut es nicht, denn der Dispo ist mein bester Freund.

Pekuniär besteht dringender Handlungsbedarf:

  1. Im Januar steht ein Personalgespräch mit Gehaltsverhandlung an, über dessen Vorbereitung es noch einen Post geben wird. (Edit: schon passiert.)
  2. Ich muss mir 2016 weitere Einnahmequellen erschließen, von denen ich bisher weder das WAS noch das WANN weiß, wobei zweiteres bei meinem Alltag fast noch bedeutender ist.
  3. Ich werde noch genauer auf meine Ausgaben gucken und hier monatlich Rechenschaft ablegen. Wie schnell ist nach einem blöden Tag der Online-Einkaufswagen beim großen bösen Händler mit o,o3 Cent Büchern gefüllt (die Versandkosten verdränge ich grundsätzlich), die dann wieder auf dem ungelesen Stapel landen und vielleicht hier vorgestellt werden. Das Ganze läuft unter dem Titel Die Abrechnung und soll inhaltlich bitte von euch kritisch kommentiert werden.

Danke.

Neja

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*Auf dem Foto seht ihr die Sparbüchsen der Familie. Ich habe keine.

Geld hat an und für sich noch nie jemanden glücklich gemacht, aber es hat mir stets ein Gefühl der Sicherheit gegeben und auf diese Weise meine Fähigkeit zum Glücklichsein gesteigert.

Audrey Hepburn

Buch der Woche- Einstieg

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Buch der Woche- Einstieg

Ich habe 1000 Bücher und nochmal weitere 1000 gelesen. Ich fraß mich durch Stadtteilbibliotheken und verschlang Literaturkanons. Im Alter von 12 Jahren übergab man mir den Schlüssel und die Verwaltung unserer Dorfbibliothek, da ich mich sowieso die meiste Zeit darin aufhielt. So hatte ich endlich Gelegenheit, ungestört diesen komischen Zola nach noch komischeren Stellen zu durchblättern, bevor Frau Müller nach einem neuen Bastelbuch kam und ich ihren Namen und das Ausleihdatum auf so ein Pappkärtchen schrieb, welches man einer Lasche im Buch entnahm und dann in einen Karteikasten einsortieren musste. Jaa, alles noch manuell damals.

Also damals hat mich Bücherstaub angefixt und bis heute nicht mehr losgelassen. Ich tat manchmal nichts anderes als Lesen. Früh stellte ich mir einen Wecker, um vor der Schule noch Inhalt zu saugen, tagsüber malte ich mir aus, wie es weiterging und war ganz bei den Figuren und am Nachmittag bis in die Nacht überprüfte ich dann meine Theorien am Buch. Ein Meisterstück, um meine Sucht zu überspielen, war die Tarnung durch vermeintliche Haustätigkeiten. Ich lies den Staubsauger 30 Minuten laufen, lag daneben und las. Während ich mich in Studentenzeiten durch zwei Bücher täglich (keine Fachliteratur) arbeitete, sind es heute nur noch die 10 min vor dem Einschlafen.

Das möchte ich ändern. Ich möchte den Stapel neben meinem Nachtschrank (siehe Foto) abbauen und ich möchte die euphorisch aus der Bibliothek mitgenommen Bücher nicht nach dreimaliger Verlängerung wieder ungelesen abgeben müssen. Ich werde ab jetzt jede Woche ein Buch aus meinen Regalen oder von meinen Stapeln ziehen und etwas dazu schreiben. Wenn ich Pech habe, habe ich das Buch noch nicht mal gelesen oder seinen Inhalt vergessen. Dann muss ich das eben nachholen.

Nehmt mich beim Wort.

Ich freue und fürchte mich.

Neja

Hast du ein Gärtchen und eine Bibliothek, so wird dir nichts fehlen.

Cicero